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Fallout und Bürgerkrieg

■ Düstere Prophezeiungen auf der Frankfurter Demonstration/ Mediziner warnte 20.000 TeilnehmerInnen vor radioaktivem Fallout

Frankfurt (taz) — Samstag, kurz vor zwölf: Über 20.000 Menschen drängen sich vor den Toren des US- amerikanischen Headquarters. Immer wieder mahnen die Veranstalter die DemonstrantInnen, zusammenzurücken, „damit alle an der Kundgebung teilnehmen können“ und entschuldigen sich: „Wir haben nicht damit gerechnet, daß so viele kommen.“ Auf dem Gelände des Hauptquartiers und der umliegenden Kasernen sind kaum GIs zu sehen. Einige wenige haben sich der Demonstration angeschlossen. Der Applaus, der aufbrandet, als der schwarze amerikanische Vietnam- Veteran Stephen Summers seine suggestive Rock-Rap-Mischung „Yes, We Say No!“ anstimmt, ist riesig. „Wenn es Krieg gibt am Golf, dann gibt es Bürgerkrieg in den USA!“, prophezeit Summers.

Zu Beginn der Kundgebung hatte der Frankfurter Medizinprofessor Ulrich Gottstein in einer eher leisen Rede vor dem „riesigen radioaktiven Fallout“ gewarnt, der sich beim Einsatz von Atomwaffen vom Irak aus über die Erde verteilen werde. Er appellierte eindringlich, „das Embargo weiter wirken zu lassen“. SPD und Grüne, die gemeinsam mit zur Demonstration aufgerufen hatten, waren aus einigen hessischen Städten auch gemeinsam nach Frankfurt angereist. Joschka Fischer von den Grünen wandte sich dagegen, daß sich deutsche Waffenexporteure am Krieg „eine goldene Nase verdienen“. Es sei Zeit, „diesen Kriminellen das Handwerk zu legen“. Er forderte die Soldaten in der Bundeswehr auf, sich nicht an den Golf schicken zu lassen und statt dessen den Kriegsdienst zu verweigern. Auch Karl- Jungmann fand für den Deutschen Gewerkschaftsbund scharfe Worte gegen die Rüstungsindustrie. Rüstungsexport müsse verboten und den Herstellern bei Verstoß „das Eigentum entzogen“ werden.

Für die SPD fragte Heidi Wieczorek-Zeul: „Nimmt das gar kein Ende? Werden wir nie klug?“ Es dürfe nicht sein, daß der „Preis des Menschenlebens fällt, wenn der Ölpreis steigt“. Matthias Jochheim, Mitorganisator der Airbase-Blockade, forderte die GewerkschafterInnen der Deutschen Bundesbahn auf, „eine längere Arbeitspause“ immer dann einzulegen, wenn sie damit beschäftigt werden sollen, Kriegsmaterial zu transportieren. Er teilte mit, daß die Zivildienstleistenden in der Bundesrepublik bei Kriegsbeginn zu einem Streik aufrufen werden. An den nächsten Tagen folgt eine Reihe von Aktionen. Dazu wird auch eine Menschenkette gehören, die das US-Hauptquartier in Frankfurt ab Sonntag mittag umschließen soll. Heide Platen

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