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100 deutsche Firmen brechen UNO-Embargo

Hamburg (ap) — Rund 100 deutsche Firmen stehen nach Informationen des Nachrichtenmagazins 'Der Spiegel‘ im Verdacht, das UNO-Embargo gegen den Irak zu brechen.

Wie das Hamburger Magazin in seiner heutigen Ausgabe unter Berufung auf westliche Nachrichtendienste berichtet, rangiert die Bundesrepublik auf einer weltweiten schwarzen Liste der Amerikaner, auf der mehr als 500 Firmen aus 50 Ländern vermerkt sind, hinter dem Irak-Nachbarn Jordanien an zweiter Stelle. US-Außenminister James Baker habe bei seinem Bonn- Besuch detaillierte Informationen über weitere angebliche Sanktionsverstöße deutscher Firmen vorgelegt.

Nach Informationen des 'Spiegels‘ hört der amerikanische Geheimdienst nicht nur den gesamten Funkverkehr im arabischen Raum ab, sondern belauscht auch verdächtige deutsche Firmen. Diese Lauschaktionen seien eine wesentliche Quelle der Amerikaner.

So sei die Bonner US-Botschaft besonders besorgt über zwei mögliche Hilfeleistungen deutscher Chemie-Spezialisten für Irak. Die hessische Firma Karl Kolb, die in Irak angeblich eine Giftgasfabrik bauen ließ, habe sich zu Ersatzteillieferungen bereit erklärt. Das Kaufbeurer Unternehmen Rhein- Bayern Fahrzeugbau, das während des Golfkrieges toxikologische Labors nach Irak geliefert habe, sei nach Recherchen der Amerikaner zu Umweglieferungen über Amman aufgefordert worden. Beide Unternehmen hätten jedoch entschieden jeden Verstoß gegen das UNO-Embargo dementiert, und deutsche Ermittler hätten keinen Beweis für die Anschuldigungen der Amerikaner entdecken können.

Der Laborausrüster Tafesan aus Hannover steht im Verdacht, nach Verhängung der UNO-Sanktionen weiter mit Bagdad verhandelt und die Verschiffung von Waren geplant zu haben. Das Unternehmen wird überdies verdächtigt, in der Vergangenheit Kontakte zur irakischen Atomenergiebehörde unterhalten zu haben.

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