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»Wir brauchen einen föderalen Solidaritätsfonds«

■ Brandenburgs Kultusminister Hinrich Enderlein (FDP) will seinem Land drei neue Universitäten bescheren INTERVIEW

Hinrich Enderlein (FDP), dem linksliberalen Flügel seiner Partei zuzurechnen und zuletzt im Bundensbildungsministerium für die Planung der deutsch-deutschen Bildungslandschaft zuständig, will drei Universitäten in Potsdam, Cottbus und Frankfurt/Oder einrichten. Bislang gab es im Gebiet des heutigen Landes Brandenburg keine Universität vergleichbar beispielsweise der Humboldt-Universität in Ost-Berlin. Seine Lieblingsidee ist, wie Ende letzter Woche gemeldet, die einer »Europa-Universität« in Frankfurt/Oder.

taz: Besteht für die Universitäten überhaupt ein Bedarf?

Hinrich Enderlein: Erstens gehen wir davon aus, daß hier mehr junge Leute als früher studieren werden wollen und zweitens wollen wir sie natürlich im Lande behalten, d.h. sie nicht an Berlin oder an andere Städte verlieren. Der Wissenschaftsrat selbst hat die Schätzung abgegeben, nach welcher auf 1 Million Einwohner eine Universität kommt. Darüberhinaus bedeutet eine Universität in Potsdam zweifellos auch eine Entlastung für Berlin. Wir werden kleine Universitäten haben, etwa für 5.000 bis 10.000 Studenten. Ich rechne mit einer Spanne von zehn Jahren, bis sich eine Hochschullandschaft aufgebaut hat.

Welche Ausrichtung werden die Universitäten haben?

Postdam wird eine eher geisteswissenschaftliche/gesellschaftliche Ausrichtung haben. Grundstock dafür ist die ehemalige Pädagogische Hochschule. Cottbus wird eine TU bekommen, was sich auch aus der Ansiedlung vieler technisch ausgerichteter Institute dort, wie der ehemaligen Hochschule für Chemie und Bauwesen, ergibt. Frankfurt soll die »Europa-Uni« bekommen.

Was hat man sich darunter vorzustellen?

Wir wollen hier eine »Begegnungs«-Universität haben, gerade auch in Richtung Ost-Europa. Ich stelle mir vor, daß dort Studenten und Lehrer aus ganz Europa arbeiten. Wir rechnen mit deutlicher Unterstützung auf wissenschaftlichem und finanziellem Gebiet — zum Beispiel bei der Einrichtung von Lehrstühlen — von französischer, sowjetischer, polnischer und skandinavischer Seite. Auch die baltischen Republiken sollen hier eine Möglichkeit zur Beteiligung haben. Das ist natürlich ein sehr ehrgeiziges Programm, aber auch eine Chance zur Profilierung für Brandenburg. Eine Gründungskommission soll noch in diesem Sommer ein Konzept und ein Statut entwerfen.

Wird es auch für die andere Universitäten Gründungskommissionen geben?

Natürlich, auch wenn es keine regelrechten Neugründungen sind. Ich will keine nachgeordneten Behörden des Ministeriums, sondern autonome Hochschulen gemäß dem Hochschulrahmengesetz. Es wird für jede Uni einen Gründungsrektor und einen Gründungssenat geben, die dann die Struktur bestimmen werden. Alle Bereiche werden beteilgt sein, also Lehrkörper, Ministerium und Studenten.

Die Finanzlage für den Hochschulbereich bei einem gesamten Etat Ihres Ministeriums von 35 Millionen Mark ist ja wohl noch ungeklärt...

Die 35 Millionen sind auch eher ein »Erinnerungsposten« für die Haushaltsdebatte. Die Finanzlage ist in der Tat bislang ungeklärt. Auf der einen Seite stehen für Brandenburg 150 Millionen aus den 900 Millionen des Fonds für die deutsche Einheit parat und damit auch einige Millionen für den Hochschulbereich. Ich denke aber gerade in diesem Bereich eher an einen foederalen Solidaritätsfonds. Die alten Länder müssen da mehr in die Pflicht genommen werden, übrigens auch nur in ihrem Interesse, denn die Studenten werden sonst eben an die schon überfüllten Universitäten in den Westen abwandern. Interview: Nana Brink

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