: Peace begins at home-betr.: "Zivis wollen Golfkrieg bestreiken", taz vom 9.1.91
betr.: „Zivis wollen Golfkrieg bestreiken“, taz vom 9.1.91
Bei aller Wertschätzung pazifistischer Aktionen — ich bin selber anerkannter Wehrdienstverweigerer — kann ich den Beschluß der Selbstorganisation der Zivis nicht gutheißen.
Wehrdienstverweigerung will ein Zeichen gegen die Unmenschlichkeit des Krieges sein und Frieden als Bedingung wahrer Lebensermöglichung aufzeigen. Werden diese Ziele vom Zivi-Pflegestreik noch verfolgt — oder könnten sich durch diese Aktion nicht GegnerInnen des Zivildienstes bestärkt fühlen, die Zivis verantwortungsloses laisser-faire unterstellen?
Zudem: Die Friedensbewegung der BRD existierte bisher unter den Vorzeichen eines äußeren Friedens. Die Golfkriegsgefahr verlangt demnach ein der Situation adäquates Neu- und Umdenken. Müßte — falls es wirklich zum Krieg kommen sollte — die Option der PazifistInnen nicht auf zwei Ebenen laufen: Zum einen in der schonungslosen Anprangerung des menschenverachtenden Tötens, zum anderen aber im Erweis der Solidarität mit jenen, die durch diesen Krieg getroffen werden — dazu zähle ich nicht nur die irakische Zivilbevölkerung, sondern auch die verletzten SoldatInnen? Peace begins at home: Auch Kriegsdienstleistende haben ein Recht auf Weiterleben — und damit auf die Hoffnung eines Lebens in Frieden. Johannes Rinke, Würzburg
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