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Helles Entsetzen in der Bundeshauptstadt

■ Zimmermanns ehemaliger „Kettenhund“ Carl-Dieter Spranger wird neuer Entwicklungshilfeminister

„Waas...Deeer...???“ Selbst Bonner Journalisten, die für die Bundesregierung sonst viel Verständnis haben, waren entsetzt: Carl- Dieter Spranger, CSU-Mitglied und seit 1982 Staatssekretär im Innenministerium, wird neuer Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Spranger — in Bonn verbindet man mit diesem Namen vor allem das: Einen messianischen Linkenhaß und einen tiefsitzenden Widerwillen gegen Fremde und Fremdes. Beides hat ihn so bekannt gemacht, wie es Staatssekretäre nur selten sind. Spranger war es etwa, der — damals noch als schlichter Abgeordneter — die Traube-Affaire als eine „vom Ostblock organisierte Kampagne“ geißelte. Verbissen kämpfte er im Bundestag gegen das Kürzel „BRD“ und den Begriff Bundesbürger. Die Friedensbewegung war für ihn sowjetisch ferngesteuert. Terroristen zu begnadigen lehnte er stets strikt ab. Den Verfassungsschutz wies er an, grüne Politiker zu bespitzeln, weil die Öffentlichkeit „über das Ausmaß des extremistischen Gefährdungspotentials“ informiert werden müsse. „Härte senkt die Sozialkosten“, lautete sein Motto in der Ausländerpolitik. Wolfgang Schäuble war es, der den „Kettenhund“ seines Vorgängers Zimmermann an die Leine legte: Ende 1989 nahm er ihm seine führende Rolle im Aufgabenbereich Innere Sicherheit weg. „Wir haben die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen“ — so kommentierte ein CDU- Abgeordneter, daß die Schwesterfraktion CSU Spranger als Nachfolger des allseits unbeliebten Warnke gewählt hatte. Daß Kohl dies absegnete, erklärt ein Unionschrist mit dem Proporzzwang des Kabinetts: „Ganz einfach, Die CSU hat wieder einen evangelischen Franken in der Regierung gebraucht.“ Ferdos Forudastan

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