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Eine Million Soldaten: Warten auf den Einsatz

Bagdad/Ankara (dpa/afp/ap) — Während der staatliche irakische Rundfunk am Mittwoch morgen um sechs Uhr den Ablauf des Ultimatums mit der Verlesung eines Gedichts und dem Lied „Guten Morgen, mein Land, meine Hügel, meine Täler...“ markierte, wurden die Truppen der anti-irakischen Koalition in höchste Bereitschaft versetzt. Später gab Radio Bagdad der Bevölkerung Anweisungen für das Verhalten bei Luftangriffen, mit denen stündlich zu rechnen sei.

Die Streitkräfte am Golf sind nach Angaben des Pentagon in den letzten Tagen vor Ablauf des UN-Ultimatums massiv verstärkt worden. Die US-Truppen haben nun fast die von den Militärs angestrebte Stärke erreicht. 415.000 US-Soldaten und 265.000 Soldaten der Verbündeten standen am „Tag X“ bereit. Der Irak hat bisher etwa 545.000 Soldaten aufgeboten. Von den US-Soldaten am Golf gehören 245.000 den Bodentruppen, 75.000 dem Marinecorps, 50.000 der Marine und 45.000 der Luftwaffe an.

US-Fernsehgesellschaften berichteten in der Nacht, mehr als zwei Dutzend strategische B-52-Bomber, die Ziele im Irak ohne Auftanken angreifen können, seien von der US- Basis Diego Garcia im Indischen Ozean in den Nahen Osten verlegt worden. Die US-Truppen hätten begonnen, den irakischen Funkverkehr zu stören. Dies erfolgt normalerweise kurz vor militärischen Aktionen.

Syrien hat rund 35.000 seiner in Libanon stationierten Soldaten am Mittwoch in Gebieten nahe der israelischen Grenze in Stellung gebracht. Augenzeugen und Militärs in Beirut berichteten am Mittwoch, die in grenznahe Gebiete verlegten syrischen Soldaten hätten ihre Kontrollpunkte in Beirut und an der südlichen Küstenstraße verlassen und sich in Kasernen und Stellungen in Ost- und Südlibanon zurückgezogen. Außerdem wurden alle Reservisten der syrischen Armee bis zum Alter von 28 Jahren einberufen.

Der Irak hat den einzigen Grenzübergang zur Türkei geschlossen, teilte das türkische Außenministerium am Mittwoch mit. Bagdad habe den Grenzübergang Habur am Dienstag nachmittag ohne offizielle Unterrichtung der Regierung in Ankara geschlossen. Es gebe Hinweise darauf, daß der Zugang zum Grenzübergang auf irakischer Seite vermint worden sei.

Die Nationale Befreiungsfront Kurdistans (ERNK) hat am Mittwoch in Paris die Befürchtung geäußert, die Türkei könnte im Schatten eines Golfkrieges einen neuen Völkermord an den Kurden begehen. Sie rief die Regierungen Deutschlands, Belgiens und Italiens, die Kampfflugzeuge in die Ost-Türkei geschickt haben, auf, sich nicht zum Komplizen eines Massakers zu machen. Die ERNK sagte, die Behauptung des türkischen Gouverneurs der Region Südost (Kurdistan), die separatistische kurdische PKK würde sich im Falle eines Krieges „an die Seite Saddam Husseins stellen, um die Türkei anzugreifen“, sei eine Täuschung der Öffentlichkeit. Die PKK sei gegen den Golfkrieg.

Der Nato-Rat ist am Mittwoch in Brüssel auf der Ebene der Botschafter zusammengetroffen, um erneut über die Golfkrise zu beraten. Nach Angaben aus informierten Kreisen wollen die USA ihre Alliierten zur Zeit nicht um weitere militärische Unterstützung bitten.

In den vergangenen Tagen hat die westliche Allianz mehrere Szenarien zur Verteidigung der Türkei bei einem irakischen Angriff durchgespielt. Am Donnerstag werden sich in Paris die Außen- und Verteidigungsminister der Westeuropäischen Union (WEU) mit der Entwicklung der Golfkrise befassen.

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