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Berliner Schüler bleiben mobil

■ Während der Schülerdemonstrationen gingen gestern einige Scheiben der Amerikanischen Botschaft zu Bruch/ Disziplinarvorermittlungen gegen Grundschullehrer, die mit Schülern demonstrierten

Mitte. Gestern mittag Unter den Linden: Zwei Anti-Kriegs-Schülerdemonstrationen mit jeweils rund 1.000 Teilnehmern treffen zufällig zusammen. Unter lautem Gejohle und Freudentänzen vereinigen sich die beiden Züge und schwenken in die Seitenstraße zur Amerikanischen Botschaft ein. Sechs Jugendliche, die nicht älter als 15 Jahre sind, ziehen hastig ihr Halstuch über die Nase. Einer hat schon einen Stein in der Hand und wirft ihn mit Anlauf in Richtung eines Polizeifahrzeugs. Der Stein verfehlt sein Ziel weit und schlägt knapp neben einem ahnungslosen Demonstranten auf den Boden.

Bereits in den vergangenen Tagen liefen im Windschatten der friedlich demonstrierenden Schüler ein paar kleine Gruppen Jugendlicher mit, die ganz den Eindruck machten, als gehörten sie zu einer Jugendgang, die auf Krawall aus ist. Nachdem die Schülerdemonstrationen in den vergangenen Tagen friedlich verlaufen waren, gingen gestern in der Amerikanischen Botschaft zum ersten Mal einige Fensterscheiben zu Bruch. Sie wurden von einer Handvoll Jugendlicher aus dem Hintergrund abgefeuert, während die überwältigende Mehrheit der Schüler zum Teil mit brennenden Kerzen in den Händen friedlich vor dem Gebäude demonstierte.

Der Sprecher der Schulverwaltung, Erichson, erklärte gestern, daß sich die Situation in den Grund-, Real- und Hauptschulen normalisiert habe. In Gymnasien werde der Unterricht allerdings noch von bis zu 50 Prozent der Schüler boykottiert. Nach Angaben von Erichson wurden gestern gegen einige Grundschullehrer Diziplinarvorermittlungen eingeleitet. Der Grund: Eltern hätten sich beschwert, daß die Lehrer ihre Klassen zum Demonstrieren aufgefordert hätten. Außerdem hätten zwei Eltern gegen die Schulsenatorin Heide Pfarr Strafanzeige wegen Vernachlässigung der Aufsichtspflicht erstattet. Unterdessen hat die Schulsenatorin an Schüler und Lehrer appelliert, die Demonstrationsaktivitäten auf eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Krieg in die Schulen zu verlagern. In der kommenden Woche solle der Unterricht in den Schulen wieder in geordneten Bahnen verlaufen. [Die Hauptsache: Ordnung! d. säzzer]

Die Landesschülervertretung will trotzdem weiter zu Demonstrationen und Mahnwachen aufrufen. Allerdings sollten die als Großveranstaltungen geplanten Demonstrationen nicht täglich »als wilde Streiks« stattfinden. Vorrang solle die inhaltliche Auseindersetzung mit dem Krieg in selbstbestimmten Projekten an der Schule haben. Zur Vorbereitung der Projekttage ist am kommenden Dienstag um 16 Uhr in der Badensche Straße 29 eine Schülervollversammlung geplant. plu

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