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„Riesige Feuerbälle kamen vom Himmel“

■ Sirenen warnten die Bevölkerung Israels in der Nacht vor dem bevorstehenden Raketenangriff

Um zwei Uhr nachts unterbrach der israelische Rundfunk sein Programm für eine Durchsage. „Nahash Izefa“, sagte der Sprecher. Die beiden hebräischen Wörter bedeuten „Giftschlange“. Diese verschlüsselte Warnung sollte Reservisten und Mitarbeitern im Katastrophenschutz mitteilen, daß der befürchtete irakische Giftgasangriff unmittelbar bevorstehe. Bald darauf wurden die Bewohner Tel Avivs und Jerusalems vom Sirenenton geweckt.

„Riesige Feuerbälle kamen aus dem Himmel“, so beschreiben Bewohner von Tel Aviv den nächtlichen Angriff durch irakische Raketen. „Nach gewaltigen Explosionen sah ich eine rote Sonne, die auf mich zukam wie ein Meteor“, schildert der Anstreicher Israel Steiner den Moment, bevor sein Haus von einer gewaltigen Explosion erschüttert wurde. „Ziegel, Fensterscheiben und die Spielsachen der Kinder flogen durch das Haus, bevor sie gegen die Mauern krachten“, fährt Steiner fort, der noch unter Schock steht. Seine Frau wurde durch die Erschütterung mehrere Meter weit gegen den Kühlschrank geschleudert. Rund hundert Meter weiter wurden zwei Gebäude, in denen ältere Menschen lebten, durch eine irakische Rakete zerstört. Die Bewohner hatten zuvor bei ihren Nachbarn Zuflucht gefunden. Die Rakete hinterließ einen Krater von drei Metern.

Etwas weiter entfernt stehen vier Häuser, die aussehen, als ob sie durch ein riesiges Skalpell in zwei Teile geschnitten wurden. Schutt liegt auf den Teppichen, in einem der Häuser läuft noch der Fernseher. Wie betäubt beklagen die Einwohner des Stadtviertels am frühen Freitag morgen die Schäden, ihre Gasmasken immer griffbereit. Rettungsmannschaften mit gelben Masken vor dem Gesicht suchen in den Trümmern nach Verletzten. Trotz der enormen Zerstörungskraft der Rakete wurden hier im Stadtviertel nach ersten Angaben nur fünf Menschen so schwer verletzt, daß sie in Krankenhäuser eingeliefert werden mußten.

In einer Wohnsiedlung am Stadtrand wurde ein für diese Gegend typisches Flachhaus völlig zerstört und neun weitere Häuser erheblich beschädigt. „Ich fühlte mich plötzlich wie in die Hölle geworfen“, sagte der 20jährige Manny Malkin im Krankenhaus, wo er wegen Schnittverletzungen behandelt wird. „Das Dach stürzte ein, und die Fenscherscheiben flogen uns ins Gesicht.“

Sein Nachbar hatte trotz aller Warnungen das Haus verlassen, um einer in Panik geratenen Frau beim Aufsetzen der Gasmaske zu helfen. „Ich stand neben ihr, schaute nach oben und sah Feuer. Der Feuerball kam langsam herunter, schlug auf dem Boden auf und bumm!“ In dem Dorf Taibeh erstickte die dreijährige Ranja Jahja, als ihre arabischen Eltern versuchten, dem Kind die Gasmaske anzulegen. ap/afp

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