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Auch Litauer pochen auf Solidarität

■ Protestprozession der Berliner Litauer zum Brandenburger Tor am Samstag war nur schwach besucht

Mitte. Während viele in Sachen Golfkrieg unterwegs waren, versammelten sich am Samstag rund 150 Menschen vor der Außenstelle der sowjetischen Botschaft Unter den Linden. Das letzte Woche gegründete Komitee »Freies Baltikum« hatte zur Protestprozession aufgerufen. Die blutige Besetzung Litauens dürfe nicht untergehen in der Betroffenheit über die Bomben und Raketen auf Bagdad und Israel.

Der kleine Zug umrundete das Gelände der Botschaft, am Brandenburger Tor wurde eine Ansprache gehalten. In der ersten Reihe gingen Menschen mit großen Holzkreuzen in der Hand. 15 Litauer sind in Vilnius erschossen oder von den Panzern der Roten Armee überrollt worden, 15 Kreuze erinnerten so an ihren Tod. Viele Fahnen waren zu sehen — es waren die Farben Litauens, Lettlands und Estlands.

Michael Heidbreder, der am 1. September eine Dozentur in Vilnius antritt, berichtete die neuesten Nachrichten aus Litauen. Jugendliche im wehrfähigen Alter seien in der Hauptstadt von Rotarmisten mißhandelt, ein Universitätsprofessor verschleppt worden. Vor der Botschaft endete die Prozession, die Kreuze wurden vor dem abgesperrten Gebäude aufgestellt.

Ein bißchen Entäuschung herrschte bei den Prozessionsteilnehmern. Sie hatten sich eine größere Beteiligung von sensiblen Westberlinern gewünscht, denn mit den drei »Republikanern«, die ihr Süppchen auf Kosten der Freiheitsbewegung in den baltischen Staaten kochen wollen, möchte das Komitee »Freies Baltikum« nicht das geringste zu tun haben. »Diese Krakeeler diskreditieren uns«, sagt Heidbreder, »wir sind keine nationalistischen Extremisten, sondern Demokraten.« Das Komitee ist ein Zusammenschluß von Balten, Russen, Polen und Deutschen und unterstützt ein multikulturelles Zusammenleben in unabhängigen baltischen Staaten. aku

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