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Steffi Graf bricht Geschwindigkeitsrekord

■ Achtelfinalsieg bei den Australian Open gegen Karina Habsudova in 36 Minuten/ Anke Huber schlägt nach Pam Shriver auch Natalia Zwerewa/ Boris Becker ebenfalls im Viertelfinale

Melbourne (dpa/taz) — 38 Minuten hatte die Jugoslawin Monica Seles in der zweiten Runde gebraucht, um Sabine Hack mit 6:0, 6:0 in tiefe Verzweiflung zu stürzen. Das konnte Steffi Graf natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Gegen die Tschechoslowakin Karina Habsudova riß sie den Geschwindigkeitsrekord der diesjährigen Australian Open wieder an sich. Beim 6:0, 6:1 gab sie zwar ein Spiel ab, benötigte aber nur 36 Minuten. Zur Pressekonferenz erschien sie bereits strandfertig, ein T-Shirt über den Badeanzug gezogen, äußerte Zuversicht bezüglich ihrer nächsten Gegnerin Jana Novotna („Sie hat so viel Talent, aber wenn sie gegen mich spielt, scheint ihr etwas zu fehlen“), freute sich, daß es kaum noch Fragen gab und verschwand umgehend zum Sonnenbad.

Weit gefragter war Anke Huber, die, nachdem sie am Samstag Pam Shriver (USA) ausgeschaltet hatte, durch einen Sieg gegen Natalia Zwerewa (UdSSR) ins Viertelfinale einzog, wo sie nun allerdings auf keine Geringere als die schnelle Monica trifft. „Ich bin natürlich Außenseiterin gegen Seles“, sagte Anke Huber, „aber ich mache mir keinen großen Plan, ich spiel' einfach drauflos.“ Ähnlich war sie auch gegen die 19jährige Zwerewa zu Werke gegangen. Die an Nummer 11 gesetzte Weltranglisten-Fünfzehnte zeigte allerdings in dem 66 Minuten langen Match eine äußerst schwankende Leistung.

Boris Becker erreichte zum dritten Mal nach 1984 und 1990 das Viertelfinale in Melbourne, weiter ist er noch nie gekommen. Seine Leistung war nicht gerade berauschend, aber gegen den 19jährigen Qualifikanten aus Johannesburg („Es ist ein Privileg, gegen Boris spielen zu dürfen“) reichte sie. „Meine Beine waren müde, es hilft mir sehr, daß ich jetzt zwei Tage Pause habe“, sagte Becker. Er war nach dem 5:11-Stunden-Match gegen Omar Camporese mit Massagen und heißen Bädern behandelt worden. Becker ist aber klar, daß er im Viertelfinale gegen Guy Forget besser spielen muß: „Guy ist ein sehr guter Spieler, und ich habe bisher immer nur sehr knapp gegen ihn gewonnen.“

Für das größte Aufsehen sorgten jedoch Mats Wilander und der Jugoslawe Goran Ivanisevic. „So gut habe ich seit einem Jahr nicht mehr gespielt“, sagte der abgerutschte ehemalige Weltranglisten-Erste aus Schweden nach seinem Triumph gegen den an Nummer7 gesetzten US- Amerikaner Brad Gilbert. „Es ist schön, jemand aus den Top Ten geschlagen zu haben.“

Ivanisevic hingegen, mit großen Vorschußlorbeeren gestartet, nachdem er kurz vor den Australian Open das Einladungsturnier von Adelaide gewonnen und dabei Becker, Edberg und Cash besiegt hatte, verlor sang- und klanglos mit 3:6, 4:6, 3:6 gegen Goran Prpic. Er habe gespielt wie ein „alter Mann“, klagte der 19jährige Linkshänder aus Split und murmelte immer wieder: „Ich weiß überhaupt nicht, was passiert ist.“ Einziger Trost für Ivanisevics umfangreiche Anhängerschar aus der kroatischen Kolonie in Melbourne: Wenn er denn schon verlieren mußte, tat er dies wenigstens gegen Goran Prpic. Der ist ebenfalls Kroate.

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