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»Rollenspiel geprobt«

■ Protokollauszüge der Anhörung zum »Fall Heckelmann« DOKUMENTATION

Am 29. Juni 1987 gab FU-Pressesprecher Dr. Johannes Schlooz im Wissenschaftsausschuß des Abgeordnetenhauses über Heckelmanns Abwicklung einer Affäre zu Protokoll:

»Nach meiner Rückkehr [aus dem Urlaub; d.Red.] setzte mich Herr Heckelmann sogleich in Kenntnis, daß Präsident Lämmert den Kanzler der FU, Herrn Borrmann, angewiesen habe, mich vom Dienst zu suspendieren. Er, Prof. H., beruhigte mich mit den Worten, es werde mir ‘nichts passieren‚: Als amtierender Präsident [in Vertretung; d.Red.] habe er das Verfahren an sich gezogen und werde gemeinsam mit dem Kanzler gegen mich ‘ermitteln‚. Herr H. und ich haben mehrfach die Dinge vorbesprochen und einmal — in seiner Wohnung — ein Rollenspiel ‘geprobt‚, um sicherzustellen, daß der ebenfalls ermittelnde Kanzler von Herrn H.s 'DUZ‘-Engagement ‘nichts merkt‚. [...] Wir sprachen fast täglich, manchmal mehrfach am Tage, über die Situation. Herr H. sorgte sich sehr über die von ihm geführten Ermittlungen. Einmal sagte er: ‘Herr Schlooz, wir müssen zusammenstehen. Wenn das herauskommt, kann ich einen Strick nehmen.‚ Nach seiner Nominierung zeigte mir Herr H. ein Glückwunschschreiben des Regierenden Bürgermeisters von Weizsäcker und sorgte sich, was für eine ‘Schande‚ es sei, ‘wenn die Geschichte herauskommt‚. [...] Nach seinem Amtsantritt als Präsident änderte Herr H. sein Verhalten mir gegenüber. [...] Der Präsident wollte mir klarmachen, daß ich nicht in die Presse- und Informationsstelle zurückkehren könne, da ‘fürchterlicher Druck von links‚ auf ihn ausgeübt werde. [...] Der Präsident versuchte, mich unter psychischen Druck zu setzen, und drohte: ‘Wenn das herauskommt, kann ich noch immer zurück auf meinen Lehrstuhl oder zur Not Versicherungen verkaufen in Taiwan. Aber Sie fallen ins Bodenlose!‚«

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