: Naturkatastrophen kosten Versicherungen Milliarden
■ Münchener Rück: Die Gefahr von teuren Sturmkatastrophen wächst
München (taz/dpa) — Vor einem dramatischen Anstieg der Kosten durch Naturkatastrophen warnt die Münchener Rück-Versicherungs- Gesellschaft AG. Nach den Winterstürmen vor Jahresfrist in Europa, die einen volkswirtschaftlichen Schaden von 25 Milliarden Mark angerichtet haben, rechnet der weltgrößte Rückversicherer für die kommenden Jahre mit weiteren schweren Stürmen und damit auch Schäden, die weltweit bis in die Größenordnung von 150 Milliarden Mark anwachsen könnten. Die Sturmserie von 1990 stelle die bisher „teuerste Naturkatastrophe“ dar, berichtete Klaus Conrad, Naturwissenschaftler im Vorstand der Münchener Versicherung, deren neue über 100seitige Studie „Sturm“ über Ursachen und Risiken dieser Naturgefahr jetzt in München vorgestellt wurde.
Von den Schäden durch die Winterstürme in Europa seien 17 Milliarden Mark von der Versicherungswirtschaft getragen worden. Für die Münchener Rück belief sich die Schadenbelastung aus den Winterstürmen auf brutto 1,1 Milliarden Mark. Angesichts der Tatsache, daß in den vergangenen drei Jahrzehnten ein erhebliches Ansteigen der Sturmkatastrophen nach Anzahl und Schadenhöhe festzustellen sei, dürfe man „nicht zur Tagesordnung übergehen“. Eine der Ursachen für die drastische Steigerung der Sturmschäden sei nachweisbar die immer größere Bevölkerungsdichte und damit die Bebauung, die zu Riesenstädten mit über zehn Millionen Einwohnern führe, erklärte Gerhard Berz, Mitverfasser der Sturmstudie.
Der Anstieg der Schadstoffkonzentration durch den höheren Lebensstandard, die Besiedelung von Regionen, die früher gemieden wurden, das Vorwagen der Industrie in extrem gefährdete Regionen, wie Erdbebenzonen oder Nordsee, nannte der Meteorologe und Geophysiker als weitere Gründe. Ob die Entwicklung Folge einer möglichen Erwärmung der Erdatmosphäre sei, könne zwar wissenschaftlich gesichert (noch?) nicht gesagt werden. Ungewöhnlich sei aber, daß die vergangenen drei Winter in Europa die wärmsten und trockensten seit Menschengedenken waren. Trete die erwartete Temperatursteigerung von ein bis zwei Grad bis Mitte des nächsten Jahrhunderts ein, dann müsse mit einem weiteren Anstieg des Meeresspiegels und intensiveren und häufigeren Stürmen gerechnet werden.
Um die Schäden in Grenzen zu halten, müssen die Möglichkeiten zur besseren Vorbeugung genutzt werden, forderte Conrad. Dies könnte beispielsweise durch Landnutzungsbeschränkungen für besonders exponierte Gebiete, Errichtung von widerstandsfähigeren Bauwerken und effektivere Vorwarnungen erreicht werden. Damit sichergestellt werde, daß die Assekuranz auch in Zukunft eine ausreichende Deckung für Katastrophenschäden bieten kann, komme es entscheidend auch auf risikogerechte Versicherungsprämien und -bedingungen an. Dies bedeute auch eine Anpassung der Beiträge oder der Schadenselbstbeteiligung.
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