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Michele Baresi und Teutonic Griots

■ Blasen und Balzen und die beste aller Möglichkeiten

Michele Baresi machen alles mögliche und dabei möglichst alles verschieden, aber nicht anders, im Grunde niemals das gleiche, das dafür ganz und gar und trotzdem eigentümlich und nicht allgemein. Etwas für den Existenzialisten mit täglicher Denkbesorgnis, dem das eine Sein genügt, die Welt woanders zu erschließen.

Das fängt schon mit der Art und Weise an, mit der dort Instrumente gespielt (nicht beherrscht) werden, nämlich meist nach Lust und Laune (aber niemals Kraut und Rüben). Da muß eine musikalische Erfahrung dem Teamgeist zugrundeliegen, in der Autodidaktik und Autopoesis ein und dasselbe erzeugen: einen Ton.

Ob er nun gekonnt schulmeisterlich gezupft oder dahingedroschen wurde, spielt dann kaum eine Rolle. Denn er klingt als ein Kratzen am Gitarrenhals oder als nervöses Gebrummel aus dem Baß heraus. Das Schlagzeug werkelt dazu aufgeregt, im Galopp der Zweibeiner, mit Gegenbewegungen der Fäuste auf Toms und Snare — widerstrebend.

Über allem thronen verschrobene Posaunen und Trompeten. Die Michele Baresis verzichten dabei auf langatmige Jazzeinlagen, die ihnen der hilfsbereite Saxophonist aus der U-Bahn oder der Dachwohnung liebend gerne verordnet hätte. Stattdessen lassen sie urtümlich Melodien blasen und balzen wild wie zu Zatopeks Zeiten: Tempodromklänge.

So wie manchmal die Bands dort wüteten, damals, als der Punksektor am Krempelmarkt begann. Ein bißchen Ska, Reggae, Afro oder Punk, langsam beruhigt sich das Ohr und findet Parallelen. Aber so furios wie die Baresi-Mannen beim Senatsrockwettbewerb kombinierten, wäre es in jedem Fall einen Sieg mehr wert gewesen. Live läßt sich am ehesten nachvollziehen, was man bei Michele Baresi finden kann.

Dazu wollen sich an diesem Abend noch Musiker der derzeit besten hiesigen Reggae- Formation gesellen, den Messer Banzani. Mit Gliedern der ersteren Band haben sie die Teutonic Griots ins Leben gerufen. Dort verschränken sich die Elemente zu bekanntem. »This Beat is Reggaemusic!« verspricht das Info. In diesem fall die beste aller Möglichkeiten. Harald Fricke

Um 22 Uhr im K.O.B.

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