Bonn — Hauptstadt der Kriegsgegner

Hunderttausende bei Demonstration in Bonn erwartet/ Organisatoren wehren sich gegen Vorwürfe des Antiamerikanismus und Antiisraelismus  ■ Von Ferdos Forudastan

Bonn (taz) — Die Kampagne konservativer Politiker und Journalisten gegen die Friedensbewegung hat den OrganisatorInnen der heutigen Bonner Demonstration gegen den Golfkrieg die Arbeit sehr erschwert. „Unausgesetzt klingeln hier alle Telefone. Dran sind immer häufiger Leute, die besorgt nachfragen, ob die Demonstration wirlich antiamerikanisch ist und das Existenzrecht Israels nicht berücksichtigt. Dran sind aber mindestens so oft welche, die uns wüst beschimpfen“. Das berichtet etwa Christian Goller vom Büro Netzwerk Friedenskooperative in Bonn.

Zwar, so Goller, könne man die Besorgten meist beruhigen und die Polemisierenden legten auf, sobald man ihnen widerspreche. Aber: „Es geht auf Kosten der Zeit, die wir dringend fürs Organisieren brauchen.“

Die Friedensbewegung agitiere einseitig gegen die USA, sie klammere den irakischen Staatspräsidenten Saddam Hussein von ihrer Kritik aus, sie sei nicht schon früher, etwa gegen die Besetzung Kuweits, auf die Straße gegangen und respektiere Ängste der Juden nicht — diese Vorwürfe gerade mit der heutigen Demo zu entkräften, hoffen ihre OrganisatorInnen. Ein „wirksames Signal gegen die in den letzten Tagen vorgebrachten Diffamierungen“ erwartet etwa der Trägerkreis der zahlreichen Organisationen.

Daß demonstriert werden darf, mußte allerdings erst einmal durchgesetzt werden: Nachdem der Bonner Polizeipräsident den Rektor der Universität angewiesen hatte, die Hofgartenwiese für die Kundgebung freizugeben, verbat dieser sich alle Imbißstände auf dem Gelände. Von der Stadt Bonn hingegen kamen eher milde Töne. Sie bat die Organisatoren, heute Flugblätter des Presse- und Informationsamtes zu verteilen, mit denen für Bonn geworben wird. Ob sie die wegen der Demonstration anfallenden Wasser-, Strom- und sonstigen Kosten trägt — wie es die Friedenskooperative beantragt hat —, ist freilich offen.

Die Demonstration wird parallel zu einem Marsch in Washington veranstaltet. Neben dem Trägerkreis der etwa 50 Organisationen aus der Friedens- und Umweltbewegung haben SPD, Grüne und DGB zur Teilnahme an der Demonstration aufgerufen. Auf der Kundgebung sprechen unter anderen DGB-Chef Hans- Werner Meyer und der Bischof von Berlin-Brandenburg, Forck (siehe 5-nach-12-Kasten).

Kontaktadresse: Trägerkreis, c/o Büro der Friedenskooperative, Tel: Bonn, 0228/692904 oder 692905, fax: 0228/692906. Spendenkonten: Förderverein Frieden e.V., Konto 33035 bei Sparkasse Bonn (BLZ 38050000) und Konto-Nr.: 457876-500 bei Postgiro Köln (BLZ 37010050), Stichwort: Golf-Demo 26.1.