: Kummer um den Krummstab
Für Trainer, Spielerinnen und Betreuer wie für die Fans des Berliner Hockey-Clubs (BHC) war die Sache klar: Der Schiedsrichter war schuld an der Niederlage im Lokalderby gegen den Brandenburger SC. »Laß ihn, der kann nicht anders«, riet BHC-Trainer Frank Hänel einer seiner Spielerinnen, die sich gerade auf den Unparteiischen stürzen wollte. Aber es war in Wahrheit nicht der Schiri, der den BHC dem Abstieg näherbrachte. Die Frauen von SC Brandenburg, traditionell das bessere Berliner Team und auch in dieser Saison Endrundenanwärter, schwangen besonders in der ersten Halbzeit den Krummstab gleichermaßen athletisch wie technisch souverän. Auch ohne die verletzte Spielmacherin Christina Moser, die von außen Hilfestellung gab, klappte der Spielaufbau reibungslos und trickreich. 2:1 führten sie zur Halbzeit. Nach der Pause flogen die Faltenröckchen schneller. Offenbar hatten die BHC-Frauen beschlossen, mehr Gegenwehr zu bieten. Schlau schlenzten sie die Gummikugel über den rechten Flügel auf die verletzliche Rückhand-Seite ihrer Gegnerinnen. Doch Brandenburgs Silke Wehrmeister, die überlegenste Spielerin auf dem Platz, war stets zur Stelle und vermasselte viele gute Chancen. 36 Sekunden vor Schluß setzte BHC-Coach Hänel beim Stand von 3:4 alles auf eine Karte, um doch noch einen Punkt zu ergattern: Er nahm Torfrau Iris Fischer raus und brachte eine weitere Stürmerin. Flux gings Richtung Brandenburgs Tor. Doch bei Silke Wehrmeister war Endstation. Sie nahm die Kugel und brach zum Konterangriff aufs leere BHC-Gehäuse auf. Anette Hoof machte der Sache ein Ende: 5:3 gewannen die Tabellenzweiten. »Schön, daß wir es denen heute nochmal bewiesen haben«, feixte Frau Moser in Richtung der ungeliebten BHC-Spielerinnen, die sich hilfesuchend hinter dem Tor verschanzten (Foto). Jene waren am Boden zerstört. Heulend rieben sie sich die aufgeschlagenen Fingerkuppen. Doch da half kein Vereisen, der Schmerz saß tiefer. Und er ist berechtigt. Denn daß die BHC-Frauen ohne Europameisterin Anke Wild, die längere Zeit ausfallen wird, den Klassenerhalt schaffen können, ist unwahrscheinlich. Foto: Ingo Kuzia
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