: Kriminelle Idioten
Der Krieg am Golf macht fast vergessen, daß auch in anderen Teilen der Welt eine ganze Menge Idioten herumlaufen. In Ingelheim z.B. hat letzte Woche ein 30jähriger Mann versucht, seine Hose in der Badewanne mit Benzin zu reinigen. Als er den Warmwasserboiler anstellte, entzündete die Gasflamme das Benzin-Luft-Gemisch, und der blöde Wäscher stand plötzlich im Freien. Er wurde mit einem Hubschrauber in eine Spezialklinik gebracht.
Drei Molotowcocktails und mehrere Schüsse auf ein Bürogebäude haben letzten Mittwoch in der Brüsseler Innenstadt für ein wenig Abwechslung gesorgt. Doch nicht die Amerika-Bibliothek war das Ziel eines proirakischen Terrorangriffs geworden, sondern die in unmittelbarer Nachbarschaft zur US-Einrichtung liegende belgische Entwicklungsagentur war angegriffen worden. Ein vor kurzem gefeuerter Mitarbeiter der staatlichen Einrichtung hatte im 11., 15. und 17. Stock des Gebäudes drei selbstgebastelte Brandsätze gezündet und aus einem Gewehr ein paar Schüsse abgegeben. Als Motiv gab der Feuerteufel ganz unpolitisch Haß auf den früheren Arbeitgeber an.
Aus Liebeskummer terrorisierte Maria Makarenko die sowjetische Fernost-Metropole Komsomolsk. Ihre Spezialität war es, Fahrstühle in Wohnhäusern in Brand zu setzen. Auf diese Weise nahm sie Rache an einem Mitarbeiter der Fahrstuhlreparaturbehörde, der ihre Liebe verschmäht hatte. Nach einem Jahr, die Brandstiftungen hatten inzwischen katastrophale Ausmaße angenommen, gab die Polizei die Jagd auf. Erst als die verzweifelten Fahrstuhlreparateure ihre eigenen Wachposten an den übriggebliebenen Aufzügen aufstellten, konnte die moderne Carmen geschnappt werden.
Wenn bei kriminellen Idioten Alkohol ins Spiel kommt, wird's meist besonders schlimm. Tragisch endete die Wette zweier Landarbeiter in Zelinograd im Norden Kasachstans. Woldemar Seiler hatte mit seinem Kollegen Wladimir Ufimzew gewettet, er könne eine Streichholzschachtel mit dem ersten Schuß genau in der Mitte treffen. Nach ein paar Flaschen Wodka entschlossen sich die beiden, es mit der Wilhelm-Tell- Methode zu versuchen. Woldemar stellte seinem Freund die Schachtel auf den Kopf, trat zurück und gab aus einem Kleinkalibergewehr einen Schuß ab. Obwohl Schütze Woldemar die Wette verlor, konnte der „Tell-Sohn“ Wladimir seinen Gewinn nicht mehr beanspruchen. Die Kugel hatte ihn mitten in die Stirn getroffen. Karl Wegmann
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