: Bargeld kommt teuer
■ Zehn Mark Telefongebühren für die Auszahlung MIT DER OSTPOST AUF DU UND DU
Erfurt/Dortmund (dpa) — Die Post im Osten läßt bitten: Zehn Mark für „Telekommunikationsauslagen“ muß zahlen, wer mehr als 1.000 Mark vom Girokonto abheben will. Zehn Mark Telefongeld nicht für transatlantische Geldtransfers, sondern für Abhebungen innerhalb eines Landes — an einem Postschalter in Deutschland Ost von einem Postgirokonto in Deutschland West.
Ob allerdings die Westposttochter Telekom für Deckungsanfragen die Ostpostbank genauso abkassiert, ist fraglich. Darüber schweigt sich auch das engbedruckte Schreiben aus, das OstkundInnen über die „postalische Selbstbedienung“ aufklärt. Das graue Papier hat einen langen Namen: „Bedingungen für die Barauszahlung vom eigenen Postgirokonto bei einer Auszahlungsstelle im Beitrittsgebiet“.
Begeistert von dieser Regelung sind nicht einmal die Postgiroämter im Westen: „Teilen Sie uns bitte mit, ob Sie in Anbetracht der noch vorhandenen Restriktionen von einer Verlegung dieser Auszahlungsstelle zu einem Postamt in den neuen Bundesländern Abstand nehmen möchten“, forderte das Postgiroamt Dortmund einen Kunden in Erfurt per Formbrief auf. Und die Geldbehörde rät, Bares möglichst im Westen abzuheben.
Denn auch für zehn Mark „Telekommunikationsauslagen“ kann man sich nicht den schnellen Weg zum Bargeld kaufen. Denn „spätestens am zweiten Bankgeschäftstag vor dem gewünschten Auszahlungstag“ sind Beträge über 1.000 Mark anzumelden. Dieser Zeitraum würde im Westen jede Telekommunikation ersparen — ein Brief täte es auch. Nicht so im West-Ost-Verkehr. Gleich nach dem Schreiben des Postgiroamtes erreichte den Erfurter Girokunden Mitte Januar eine zweite Sendung aus dem Ruhrgebiet — abgeschickt am 16. Oktober, Datum des Poststempels.
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