: „Aufbrodeln gegen den Krieg“
■ Statt Bremer Karneval: Anti-Kriegs-Demo mit Schreckens-Maskerade
Schauerliches Rasseln, verzerrte Gesichter, sphärisches Brummen, bedrückendes Schweigen, Wunden, Verfall. Karnevalistische Glücksgefühle sind nicht angesagt in dieser Zeit. Deshalb soll auch der Bremer Karneval in diesem Jahr ausfallen. Das beschlossen die Kulturgruppen, die in den fünf vergangen Jahren Bremen in frohes Zucken versetzt haben. Anstelle von Tanz, Gesang und Musik ist in diesem Jahr unter dem Motto „Aufbrodeln gegen den Krieg“ Schauerliches geplant.
„Es gab kontroverse Diskussionen darüber, ob wir in diesem Jahr überhaupt etwas organisieren“, so Janine Jaeggi von der Samba-Gruppe Confusao. „Dann haben wir uns dafür entschieden, unsere Kraft in eine besondere Demonstration zu stecken.“ Der Samba, so Kollege Bernd Korten, habe immer schon eine politische Ausrichtung gehabt: „Wir wollen unsere Gefühle gegenüber dem Krieg auf verschiedene Weise ausdrücken. Gar nichts zu machen hieße: sich lähmen lassen.“
Und die Masken, ergänzt Katharina Witter vom Maskentheater Zwiegesicht, sind auch im traditionellen Karneval nicht nur lustig, sondern sollen mit ihren Grimassen das Dunkle vertreiben: „Die Bilder und Masken, die wir für die Demonstration finden, müssen kopierbar sein, damit andere sich mitreißen lassen. Wir wollen den Bildern, mit denen der Krieg arbeitet, etwas entgegensetzen.“ Es gehe auch darum, neue Möglichkeiten der Artikulation zu finden. Katharina Witter: „Für viele ist das Thema Krieg schon langweilig geworden.“
So werden am 16. Februar Menschen ohne Gesichter, Zerlumpte und Verwundete hinter einer Kriegsmaschine herlaufen. Eine schwarze Kompanie von gefesselten Gestalten, die ihre Köpfe auf langen Stangen und einen ihrer Arme im Arm halten, werden als einziges Lebenszeichen ein monotones Summen von sich geben. Die Samba-Gruppe wird ein Schrott-Auto „rhythmisch bearbeiten“. Der Umzug beginnt um 11.45 Uhr mit Getöse auf dem Bahnhofsvorplatz. Um fünf vor zwölf verstummt der Lärm. Nach fünf Schweigeminuten gehts weiter über den Brill zum Marktplatz.
Die OrganisatorInnen erwarten, daß wieder rund 400 Aktive den Umzug gestalten. Gruppen aus Düsseldorf, Hamburg, Berlin und Oldenburg werden erwartet. Und natürlich viele DemonstrantInnen, die das Bedürfnis nach einer anderen Art von Demonstration teilen. Beate Ramm
Am 5. und am 12. Februar können alle, die mitmachen wollen, um 19 Uhr in das Kontorhaus in der Schildstraße kommen oder vorher schon bei Janine Jaeggi unter der Rufnummer 73020 mehr erfahren. Treffen mit den Leuten vom Freiraum-Theater: Sa.-Nachmittag
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