: Indien-Festspiele
Organisiert vom Berliner Haus der Kulturen der Welt finden von September 1991 bis Mai 1992 in verschiedenen deutschen Städten die Indien-Festspiele statt. Das zwischen der Bundesregierung und dem früheren indischen Ministerpräsidenten Rajiv Gandhi vereinbarte Kulturfestival über den indischen Subkontinent umfaßt vier große Ausstellungen, elf Bühnenprogramme mit Tanz und Musik, vier Programme mit klassischem und zeitgenössischem Theater, fünf Symposien, ein Schriftstellertreffen sowie eine Reihe von 35 Filmen.
Insgesamt werden sich mehr als 400 Künstler, Autoren und Wissenschaftler dem deutschen Publikum unter anderem in Bonn, Köln, Berlin, Stuttgart, Darmstadt, Weimar, Magdeburg, Kassel, Tübingen und Hamburg vorstellen. Die Festspiele beginnen am 7. September mit einer Gala in Bonn. Der ehemalige Bundespräsident Walter Scheel hat die Ehrenpräsidentschaft übernommen. Träger des Projektes sind eine Vielzahl von Kulturinstitutionen, Kommunen und Initiativen.
Zu den großen Wanderausstellungen zählt eine Schau von in Deutschland bisher noch nie gezeigtem indischen Kunsthandwerk mit Terrakotten, Bronzen und Steinskulpturen: Chatur Disha — Palast der Götter soll im Januar/Februar in Berlin Premiere haben, Vistara, indische Architektur, wird zuerst in Weimar gezeigt. Eine Ausstellung über Thar — Die Wüstenkönigreiche Indiens ist ab September in Hamburg geplant.
Ein Autorentreffen mit dem Titel Flucht und Identität steht in Berlin Anfang September auf dem Programm, in Seminaren und Symposien soll über »Indien im deutschen Bewußtsein« in Heidelberg, über »Wirtschaftsfragen« in Stuttgart referiert werden. Für traditionelles Theater, klassische Musik und Tanz sowie die Filmreihe sind Aufführungsorte in der gesamten Bundesrepublik vorgesehen.
Auf der Reise nach Osten befindet sich das Haus der Kulturen der Welt nach den Worten seines Direktors Günter Coenen in seinem Jahresprogramm 1991: Schwerpunkte der Arbeit sind Ausstellungen, Literatur und Musik des islamischen Kulturraumes, besonders aus der Türkei, Musik der Völker Kaukasiens und Vorträge zur chinesischen Literatur unter dem Thema »Seidenstraße«.
Unsicherheit herrrscht laut Coenen weiterhin darüber, ob das Haus der Kulturen überhaupt in der alten Kongreßhalle bleiben kann. Nach der deutschen Vereinigung waren Überlegungen aufgetaucht, das Haus dem Bundesrat zur Verfügung zu stellen, falls Berlin auch Regierungssitz werden sollte. Eine Institution wie das Haus der Kulturen der Welt »mit ihrer beträchtlichen Außenwirkung kann man nur raussetzen, indem man sie auflöst oder ihr eine gleichwertige Unterbringung anbietet«, meinte der Direktor dazu.
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