: USA: Trauer und Ernüchterung über die ersten toten GIs
Washington (taz) — Von der „Tet- Offensive“ des Golfkrieges sprach der Militärjournalist Ben Schemmer bereits Mittwoch nacht, als — immerhin 14 Stunden nach den ersten Meldungen über Angriffe irakischer Bodentruppen — aus dem saudi-arabischen Grenzort Chafdschi immer noch heftige Gefechte gemeldet wurden.
Diesem griffigen Vergleich wurde von anderen Experten zwar sogleich widersprochen — nicht zuletzt mit dem Hinweis, daß die für den weiteren Verlauf des Vietnamkriegs entscheidende Offensive des Vietcongs im Jahre 1968 erst vier Jahre nach Beginn der militärischen Auseinandersetzungen in Indochina erfolgte. Auch die Berechnung eines ehemaligen Vietnamkriegskorrespondenten, die Popularität von Präsident Bush und die Unterstützung für seine Golfkriegpolitik würden von nun an „im proportionalen Verhältnis zu den täglichen Zahlen über tote US-Soldaten zurückgehen“, wurde von anderen BeobachterInnen der innenpolitischen Szene als „übertrieben“ zurückgewiesen.
Dennoch: Die Rezeption des Golfkrieges beginnt sich zu ändern. Das bislang mittels Zensur und Manipulation so sorgsam aufgebaute Image vom Krieg voller technischer Faszination und ohne Opfer dürfte endgültig zerstört sein.
Zum erstenmal erschienen am Donnerstag auf den Titelseiten der großen Zeitungen Schlagzeilen über tote und verwundete GIs. Sie standen in auffälligem Kontrast zu den Berichten über die optimistische Kriegs-Zwischenbilanz, die der Oberkommandierende General Schwarzkopf am Mittwoch in seinem saudischen Hauptquartier vorgetragen hatte. Schon mehren sich auch in den „Mainstream“-Medien Vorwürfe an Präsident Bush, er habe versäumt, die Bevölkerung psychologisch auf einen langen, opferreichen krieg vorzubereiten.
Wie lang dieser Krieg werden könnte, machte Militärjournalist Ben Schemmer deutlich: „Wir haben in Chafdschi am ersten Tag gerade einmal 30 irakische Panzer zerstört. Die irakische Armee hat aber weit über 4.000.“ Andreas Zumach
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