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Sammeltassen besser verstehen

■ “Securitas“-Galerie: Kunstsponsoring nützt Bremen, der Kunst und Fa. Rosenthal

Werbeassistent Brandt vor einem durchschnittlichen VersicherungswertFoto: Tristan Vankann

Vor gut einem Jahr trat die Securitas-Galerie, ein Kunstsponsoring- Projekt der „Securitas-Versicherungen“ am Wall, ans Licht der Bremer Kunstöffentlichkeit. Stars wie der Designer Marcello Morandini und Bremer und auswärtige „Unbekannte“ bereicherten das „Kundenzentrum“ und die „Passage“. Fernöstliches, Genageltes, schöner Schein und behauener Stein: Ein Konzept war nicht zu entdecken. Weil bekanntlich dem Kultursponsoring die Zukunft gehört und weil die Versicherungsgalerie mit Sicherheit zu den bestfrequentierten Kunstplätzen Bremens zählt, versuchte die taz einen Blick hinter die Kulissen und sprach mit dem Ausstellungsmacher Torsten Brandt und seinem Chef, dem Werbeleiter Manfred Wetzel.

taz: Seit wann betreibt die Securitas Kultursponsoring?

Manfred Wetzel: Der Begriff stört mich. Das klingt so, als wenn unsere Kunstausstellungen in ein Marketingkonzept eingebettet wären, als wenn kalkuliert würde, wenn ich das einsetze, was krieg ich dann dafür?

Sie denken bei Kunstförderung nicht an Ihr Image, den Umsatz?

M.W.: Doch natürlich, klar, wir würden keine Dinge machen, die nicht zu uns passen. Aber ich denke auch, daß Unternehmen eine kulturelle und ethische Verantwortung in der Stadt übernehmen müssen.

Wie ist es dazu gekommen, daß Sie

hierhin den jungen

Mann vorm

Gemälde

gerade Kunst fördern?

M.W.: Wir hatten vor 15 Jahren weiter unten am Wall drei Schaufenster und wußten nicht, was wir da reinpacken sollten. Denn das, was wir machen, kann man so schlecht zeigen. Wir haben mal Autoreifen reingestellt, auf Autoversicherungen hingewiesen. Wir hatten dann die glorreiche Idee, Hobbykunst auszustellen. Das hatte noch keiner gemacht in Bremen. Vor vier Jahren sind wir an die Hochschule für Gestaltung rangegangen und haben zwei Jahre lang Studenten ausstellen lassen. Mit dem Neubau kamen aber auch Überlegungen, die Passage lebhafter zu gestalten: als Versicherer offen sein für Menschen. Damals kam Herr Brandt dazu, der das schon mal bei Rosenthal gemacht hatte.

Herr Brandt, wie nennt sich Ihre Stelle hier?

Torsten Brandt: Ich bin Werbeassistent. Neben der Galerie mache ich Außenwerbung, äußeres Erscheinungsbild pflegen. Ich habe eine Ausbildung als Kommunikationswirt. Bei Rosenthal war ich Markenbildberater.

Woher haben Sie die Kunstader?

T.B.: Persönliches Interesse. Ich hab mich da reingefuchst, in die Sache, autodidaktmäßig. Ich habe eine Ausbildung als Schauwerbegestalter.

???

T.B.: Früher hieß das auch Dekorateur. Da kommt die künstle

rische Ader her. Bei Rosenthal hatte ich dann die Möglichkeit, die Künstler kennenzulernen, internationale Highlights, die was für Rosenthal machen. Ich habe Ausstellungen für Rosenthal in Bremen gemacht, in Hamburg, in London. Björn Wiinblad und Marcello Morandini, das waren auch hier die Highlights, die ich von damals kannte. Mit ihnen sollen die anderen unbekannten Künstler wie die Iris Herholz aufgewertet werden. Einmal im Jahr ein Highlight und sonst unbekanntere Künstler.

Damit wären wir bei Konzept.

M.W.: Unser Ziel ist, schwerpunktmäßig Design zu zeigen. Spätestens seit Morandini läuft das auch.

T.B.: Zur Eröffnung waren 600 Besucher da. Die Ausstellung haben über 1.000 Besucher gesehen, die nur deswegen gekommen sind. Unser Pförtner führt eine Strichliste.

Gibt es Grenzen? Was würden Sie nicht ausstellen?

T.B.: Politische Bilder zeigen wir nicht. Das ist eine grundsätzliche Entscheidung hier im Haus, daß wir uns aus Politik absolut heraushalten. Bilder mit blutrünstigen Schweinen würden wir auch nicht machen. Diese Geschichten, daß Gedärme abgebildet werden oder Mordszenen, was ja auch angeblich Kunst sein soll.

Installationen? Schwerverdauliches?

M.W.: Wir wollen ja dahin, Design zu zeigen. Kunst, die man brauchen kann, die man verstehen kann, die man möglichst anfassen kann. Also würden solche Objekte vermutlich bei uns keine Chance haben.

Wie hoch ist eigentlich Ihr Etat? Sind die Highlights nicht viel zu teuer?

M.W.: Für Kunst haben wir im Jahr 50.000 DM, das sind ca. 5% des Werbeetats. Wir zahlen den Künstlern kein Honorar. Das war bei Morandini ganz schwierig. Es lief über den Kontakt zu Rosenthal, die auch davon profitieren, wenn wir einen Künstler zeigen, dessen Objekte die im Schaufenster haben.

Wie ging das? Haben die Morandini bezahlt?

M.W.: Nein nein. Die haben ihn vielleicht in einem Gespräch unterstützt.

T.B.: Die Sachen von Morandini sind natürlich auch Kollektionsware. Seine Tassen stehen in der Knochenhauerstraße. In der Ausstellung hatten wir auch solche Teile, eine Sammeltasse, ein Service, einen Tisch von Rosenthal- Einrichtung, Teppiche und und und.

M.W.: Die, die hier Sachen von Morandini gesehen haben, verstehen danach vielleicht auch bestimmte Objekte bei Rosenthal besser.

Fragen: Burkhard Straßmann

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