: Großes Nasenlaufen
■ 660 LäuferInnen im Dauerfrosttest: 11. Bremer Winterlauf im Bürgerpark
Ich bin, ich weiß nit, wer / Ich komme, ich weiß nit, woher / Ich laufe, ich weiß nit, wohin / Mich wundert, daß ich so fröhlich bin (Angelus Silesius: Der Cherubinische Marathon-Mann)Foto: Tristan Vankann
Ab minus 10 Grad hat Churchill immer recht: No sports; alle halbwegs normalen Bremer BürgerInnen hielten sich gestern morgen dran. Klirrende Kälte „bei östlicher trockener Festlandsluft“, so das Bremer Wetteramt, sorgte für
hierhin
den einsamen
Läufer
bedenklich rote Nasen und eisige Zehenspitzen. Aber was taten rund 660 Menschen zu dieser Zeit rund um den Markusbrunnen im Bürgerpark? Sie rannten, liefen, joggten und schlichen erbarmungswürdig durch den graugefrorenen Naherholungs-Park.
Der Lauf- und Trimmklub Bremen veranstaltete nämlich seine 11. Bremer Winterlaufserie. Was aus journalistischer Sicht anmutete wie ein Zwangsaufenthalt in einer Kühlbox mit eingebauter Eiswind-Maschine, war den Läu
ferInnen gerade recht.
Sich reckend und dehnend, strampelnd und springend bereiteten sie sich mit festem Blick auf die entweder 5100 Meter (Jugendliche), 9900 Meter (kleine Serie) oder 15 Kilometer (große Serie) vor. Vierzig schlotternde HelferInnen bemühten sich um den zweiten Teil der Serie. Nach drei Läufen werden die Ergebnisse der Spitzenathleten addiert und die jeweiligen SiegerInnen ihrer Klassen ermittelt.
Aber damit hatte das Gros der manchmal erschreckend leicht bekleideten TeilnehmerInnen gar nichts im Sinn. Sie wollten oder konnten nicht an die Fabelzeiten der 15-km-Sieger Peter Bullen (49.09 Min) und Rebecca Weise- Jung (58.44 Min) heranreichen. Sie hielten es mit Bürgermeister Henning Scherf, der sich mehr schleppend als leichtfüßig über die knapp zehn Kilometer lange Distanz quälte und hinterher mit leicht säuerlicher Miene bekennen mußte, daß er sich fühle „wie ein verrostetes altes Auto“.
Bei genauerem Nachfragen waren die meisten allerdings mit sich zufrieden. Mit schnotten- triefenden Nasen und bizarren Eiszapfen in den Bärten kamen sie glücklich und ausgepumpt im Ziel an, von den wenigen Freunden oder Angehörigen anteilnehmend bewundert.
„Über den Gesundheitsaspekt sind wir schon lange hinaus“, berichteten drei Läufer aus Delmenhorst, „bei uns mischt sich das mit einer Menge Ehrgeiz“. Andere Ankömmlinge froren mit einem heißen Elektrolyt-Getränk in der Hand vor sich hin oder tauschten schmerzliche Seitenstich-Erfahrungen „bei Kilometer fünf oder sechs“ aus.
Einer mußte sich gar anhören: „Wärst du doch nur 10 gelaufen! „ und antwortete entnervt: „Ich hätte überhaupt nicht laufen sollen, ich höre auf zu laufen.“ Aber was gilt die Wette, daß er beim dritten Durchgang wieder dabei ist?
Mins Minssen
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