: Mitschüler ärgern verboten!
■ Das MOKS-Theater spielt „Mohammed“
In seinem neuesten Stück „Mohammed“ kommt das MOKS- Theater selbst zu seinen Zuschauern, die überdies von ihrem Glück nichts ahnen. Das iranische Ehepaar Maryam (Julie Georgis) und Reza (Stefan Merkelbach) platzt in den Unterricht der Schulklasse, die ihr Sohn Mohammed künftig besuchen soll. Das gesamte Klassenzimmer, samt verblüffter SchülerInnen, Mobiliar und Lehrer, wird zu ihrer Bühne.
Pantomimisch schildert Reza, wie er sich mit einem Straßentheater in seiner iranischen Heimatstadt gegen den „Heiligen Krieg“ wandte, in den sein Sohn Mohammed ziehen sollte. Er schlüpft in die Rolle eines hilflosen Clowns und einer Bauchtänzerin. Spielt schließlich seine Verhaftung. Maryam flieht mit Mohammed nach Deutschland. Während Reza, in der einen Ecke des Klassenraumes bewegungslos auf einem Stuhl verharrend, in Haft ist, lebt sie sich in der neuen Heimat ein. Zunächst noch unsicher auf der (Pult-) Pritsche des Asylantenheimes wird sie zunehmend lebhafter. Sie lerne Deutsch, sagt sie. Und ihre strenge Kleidung weicht, wie die strenge Erziehung ihres Sohnes. Er esse jetzt Schweinefleisch, weil die anderen Kinder ihn sonst 'Bananenfresser' nennen.
Hieran entzündet sich ebenso der finale Bühnen-Streit mit Reza, dem strenggläubigen Moslem, wie auch die Diskussion nach dem Ende des Stückes. Wie hättet ihr euch gegenüber Mohammed verhalten? lautete die Frage. „Wir hätten ihn nicht ausgelacht“, meinte die Mehrheit der Klasse. „Aber Mädchen mit Kopftüchern sind schon komisch“, fanden einige Schüler, und daß 'Mitschüler ärgern' keine überholte Beschäftigung ist, stellte sich ebenfalls heraus.
Anissa Müller
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen