: Was kostet eine Anlegeanlage?
■ Häfen-Behörde rechnet neues „Hal Över“-Schiff viel teurer als der Verein
„Das Hafenressort will nichts mit uns zu tun haben, weil diese Leute ja auch 1983 diese Fähre eingestellt haben. Die können sich einfach nicht vorstellen, daß Bürgerinnen und Bürger es geschafft haben, dieses Ding wieder wirtschaftlich zu betreiben. Das hatte ja vorher einen Zuschußbedarf von 250.000 Mark und das sind eben die gleichen Leute, die jetzt damit befaßt sind.“ Dieter Stratmann, ehrenamtlicher Vorsitzender des Vereins Hal Över e.V. und hauptberufliches Mitglied im Bremer Gesamtpersonalrat, hat eine klare Verschwörungstheorie. Seit der Verein 1983 in Eigeninitiative den defizitären Fährbetrieb zwischen Sielwall und Peterswerder übernommen und saniert hat, sei er den einstigen Defizitmachern auf Behördenseite ein Dorn im Auge. „Die schmeißen uns von Verwaltungsseite immer wieder Knüppel zwischen die Beine.“
Der neueste Knüppel, mit dem man wirft, sind Spekulationen über Folge-Kosten, die der Stadt aus der Gewährung eines zinslosen Darlehens (Höhe: 200.000 Mark) zur Anschaffung eines neuen Schiffes („Das Schiff“) des Vereins entstehen könnten. Tatsächlich hat der Hafensenator in einem Verwaltungs-Vermerk eine Kalkulation für einen Anleger am Weserstadion vorgelegt, die sich in der Höhe zwischen 650.000 Mark und einer Million bewegt. Zusammen mit einem erhöhten Parkplatzbedarf auf dem Peterswerder errechnet die Behörde Kosten von ca. 2 Millionen Mark.
Dieter Stratmann dazu: „Wenn man uns die 2 Millionen geben würde, dann schaffen wir fünf weitere Anleger an der Weser und bauen noch ein neues Schiff.“ Die von der Behörde kalkulierte Bauart der Anleger sei vollkommen überdimensioniert, bei weitem größer als die Pontons, an denen die großen Rheindampfer anlegten. Die Kosten eines angemessenen Anlegers für das Schiff unter Berücksichtigung der hohen Bereitschaft der Vereinsmitglieder zu Eigenarbeit schätzt Stratmann nur auf etwa 50.000 Mark.
Die aufwendige Anlegeanlage ist nach der Argumentation der Behörde notwendig, weil „das Schiff“ mit seiner Länge von 27 m nicht per Kopf anlegen könne, ohne in das Fahrwasser zu ragen. Außerdem ließe sich mit einem großen Anleger die Fliege schlagen, daß auch die großen Schiffe der Reedereien Schreiber und Niekamp, die nur über die Möglichkeit für einen Seiteneinstieg verfügen, diesen Anleger nutzen könnten. Für die hohen Kosten die dadurch anfallen, will Stratmann seinen Verein nicht zum alleinigen Nutznießer gesprochen sehen. Im Gegenteil sei die Idee, mit dem „Schiff“ überhaupt zum Weserstadion zu pendeln, ein Teil der Vereinbarung, die der Verein mit dem Senat geschlossen hat. „Weserstadion sind etwa zur Zeit knapp 5% unseres Gesamtergebnisses. Wir könnten darauf verzichten.“ step
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