Frostiges Leben

■ Was kalifornische Kryoniker gerade an Fröschen reizt

Tiefgefroren hält besser. Das stimmt nicht nur für die Tiefkühlkost, sondern auch für allerlei Getier. Einige Arten, die relativ unten auf der evolutionären Leiter angesiedelt sind, überleben die Winterskälte, indem sie sich zu einem festen Block Eis verwandeln. Insekten, Schildkröten und Frösche können bis zu 65 Prozent über Monate vereist sein und später wiederaufgetaut weiterleben.

Meister dieser Überlebenskunst ist eine Raupenart der Arktis, die jährlich zehn Monate als Eisklotz bei Temperaturen um die fünzig Grad minus und weniger verbringt. Um zu verhindern, daß spitze Eiskristalle die Körperzellen und die sie umgebenden Membranen zerstören, haben sich die Tiere verschiedene „Frostschutzmittel“ zugelegt. Eiweißstoffe sorgen dafür, daß sich das Eis in der Flüssigkeit zwischen den Zellen und nicht in den Zellen formiert.

Besonders elegant ist die Strategie einiger Insektenlarven und Frösche, die Körperflüssigkeit mit Alkohol und Zucker anreichern. Das senkt den Gefrierpunkt und schützt die Zellen und ihren Inhalt vor dem Kollaps. Frösche, hat ein kanadisches Team bewiesen, können innerhalb von fünf Minuten, nachdem ihre Haut zu frieren beginnt, ihren Blutzuckerspiegel um das 40fache erhöhen. Beim Erwärmen wandelt sich der Zucker ebenso schnell in Glykogen zurück. Wenn nicht, würde der frisch Aufgetaute an schwerster Diabetis erkranken.

Gern würden Ärzte mit dieser Methode menschliche Organe konservieren. Bisher haben aber lediglich Zellsuspensionen und einfache Gewebe den Gefrierschock überlebt. Das hindert jedoch einige Mitglieder der Art, die auf der evolutionären Leiter ganz oben stehen sollen, nicht daran, selbst in die Tiefkühltruhe zu steigen. Sie nennen sich Kryoniker, leben in Kalifornien und wollen der Menschheit ein Leben nach dem Tod bescheren.

Zu diesem Zweck haben sie die sterblichen Reste von 13 ihrer Anhänger in flüssigen Stickstoff eingefroren. In ferner Zukunft, wenn die Wissenschaft des „Wiederauftauens“ Fortschritte gemacht hat, sollen die Tiefgefrorenen ins Leben zurückgeholt werden. Auch die Wissenschaft der „Körperregeneration“ sollte bis dahin gut entwickelt sein. Acht der Tiefgefrorenen haben nämlich nicht den ganzen Körper, sondern nur ihren Kopf auf Eis legen lassen. Der Rest des Adams soll zum gegebenen Zeitpunkt von den Medizinern neu geschaffen werden.

Bisher wurden Köpfe und Leiber stets post mortem abgetrennt und konserviert. Mathematiker Thomas Donaldson, der an einem Gehirntumor leidet, wollte sich zwar vor seinem Ableben einfrieren und köpfen lassen. Doch dazu sagten Kaliforniens Gericht nein. Silvia Sanides