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Schleswig-Holsteins CDU auf Härtekurs

Vorsitzender der Lantagsfraktion legt Mandat nieder/ Nachfolger soll Klaus Kribben werden/ Der hatte den Job auch schon zu Barschels Zeiten/ Hoffmann geht aus „gesundheitlichen Gründen“  ■ Aus Kiel Jürgen Oetting

Drei Jahre nach der Barschel-Affäre kehrt die schleswig-holsteinische CDU personalpolitisch zu ihren konservativen Hardlinern zurück. Gestern legte der Vorsitzende der christdemokratischen Landtagsfraktion, Heiko Hoffmann, sein Amt nieder. Er wird mit großer Wahrscheinlichkeit von Klaus Kribben beerbt, der die Funktion des Fraktionschefs bereits zu Zeiten Uwe Barschels innehatte. Als Spitzenkandidat für die Landtagswahlen des nächsten Jahres nominierte der erweiterte Landesvorstand bereits vor einigen Wochen den Landesvorsitzenden Ottfried Hennig.

Hennig ist Parlamentarischer Staatssekretär im Bonner Verteidigungsministerium seines Amtsvorgängers im Kieler Parteiamt, Gerhard Stoltenberg. Er hat angekündigt, im Falle einer Wahlniederlage als Oppositionsführer nach Kiel zu gehen. Kribben gilt im Fraktionsvorsitz als ideologisch genehme Interimslösung. Insbesondere Kribben und Hennig führten viele Monate lang einen politischen Grabenkrieg gegen den als zu „soft“ empfundenen Heiko Hoffmann. Gestern ernteten sie den Lohn für ihre „Hintergrundarbeit“, die gelegentlich Schamgrenzen mißachtete. Nach der Barschel- Affäre wurde der liberale Hoffmann zum CDU-Hoffnungsträger hochstilisiert. Während der Landtagswahl 1988 mußte er seinen Kopf als Zählkandidat gegen den strahlenden SPD-Sieger Björn Engholm hinhalten und wurde danach als Oppositionsführer von seinen ParteifreundInnen geduldet. Die Geduld wurde im Laufe der Zeit immer geringer, denn Hoffmann ging nach dem Geschmack der Landes-CDU nicht rüde genug mit den regierenden SozialdemokratInnen um. Außerdem wurden ihm mangelnde Führungsqualitäten vorgeworfen. Der frühere Justizminister im Barschel-Kabinett reagierte auf die immer stärker werdenden Anfeindungen aus den eigenen Reihen — mit eskalierender Krankheitsanfälligkeit. Im November des vorigen Jahres erlitt er seinen zweiten Hörsturz, der ihn zu einem Klinikaufenthalt und einer anschließenden Erholungspause zwang. Er kehrte erst am 7. Januar an seinen Schreibtisch zurück. Gestern begründete er den Rücktritt mit seiner angegriffenen Gesundheit, was nicht einmal falsch ist. Politische Ursache sind jedoch die massiven Versuche einflußreicher ParteipolitikerInnen, die schleswig-holsteinische CDU wieder auf das Niveau eines beinharten Konservativismus zu bringen. Dabei war Hoffmann lediglich hinderlich. Seine parteipolitische Karriere dürfte beendet sein, obwohl er sein Landtagsmandat vorerst behält. Ob er aber 1992 wieder in seinem ostholsteinischen Wahlkreis antritt, ist offen. Einer von der Jungen Union hat bereits Ansprüche auf Hoffmanns Wahlkreis angemeldet.

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