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Sozialstationen vor dem Zusammenbruch

■ Kassenangebot in Brandenburg zur Finanzierung unzureichend/ Die Gesundheitsministerin soll vermitteln

Potsdam. Die Sozialstationen in Brandenburg können ihre Arbeit nicht mehr lange aufrechterhalten. Wie die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtsverbände gestern mitteilten, seien die seit Dezember letzten Jahres mit den Krankenkassen geführten Verhandlungen vorläufig gescheitert. Dies bedeute, so Verhandlungsführer Andreas Eichler, daß viele Menschen in Brandenburg in Zukunft nicht mehr ausreichend betreut und versorgt werden könnten — denn die rund 8.000 täglichen Einsätze der über 140 Sozialstationen in der ganzen Region werden noch immer nicht von den Kassen finanziert.

Die Krankenkassen sind seit dem 1. Januar verpflichtet, auch in den fünf neuen Ländern die Kosten für Leistungen in der häuslichen Krankenpflege zu übernehmen. Schwierigkeiten entzünden sich jedoch an dem Preis, den die Träger der Sozialstationen verlangen, die Kassen aber nicht zahlen wollen. Statt einer Einsatzpauschale für die häusliche Krankenpflege in Höhe von 35,60 Mark boten die Kassen jetzt jedoch nur 26,50 Mark an. Für die Behandlungspflege wollen die Kassen allenfalls die Hälfte der geforderten Pauschalen tragen. Für die Leistungen der Haushaltshilfe (Forderung: 26 Mark pro Einsatz) und der häuslichen Pflegehilfe (Forderung: 30 Mark) hätten die Kassen nach Angaben Eichlers überhaupt keine Angebote gemacht. Unzulässig sei es auch, Regelungen aus den alten Bundesländern heranzuziehen und für Brandenburg pauschale Abschläge vorzunehmen: die Pflegenden müßten oft erhebliche Entfernungen zurücklegen, öffentliche Verkehrsmittel seien nur unzureichend vorhanden, Kommunikationsmittel wie das Telefon funktionierten noch nicht.

Die Träger erwarten nun unter Berücksichtigung der entstehenden und entstandenen Kosten eine umgehende Weiterführung der Verhandlungen. Es gäbe keine Rechtfertigung dafür, einen Preispoker in der häuslichen Pflege auf dem Rücken hilfebedürftiger Menschen auszutragen. So baten die Wohlfahrtsverbände die brandenburgische Gesundheitsministerin Regine Hildebrand (SPD) um Vermittlung. maz

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