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Menschenleben retten-betr.: " 's ist Krieg", taz vom 26.1.91

betr.: „'s ist Krieg“ von Reinhard Mohr, taz vom 26.1.91

[...] Natürlich brauchen wir keine Fernsehbilder vom Krieg und seiner vernichtenden Wirkung. [...] Die Bilder sind in unserem Kopf entstanden bei der Nachricht: täglich 2.000 Bomberflüge auf Bagdad beziehungsweise Basra. Es braucht auch keine „Motive“ wie „Moral und politische Ideologie“ (übrigens eine Koppelung von Begriffen, die nichts Gutes verheißt und, da „politische Ideologe“ sowieso in die Ecke des Fanatismus [Blindheit auf einem Auge] gerückt ist, deutlich die Friedensbewegung diskreditieren soll), um gegen den Krieg, und zwar speziell gegen diesen massiven Vernichtungskrieg zu sein.

Zu den beiden Motiven mischt der Schreiber noch „diffuse Angst“ und eine sogenannte „Opferinszenierungs“bereitschaft, die den Handlungen der Friedensbewegung zugrunde lägen. So hochtrabend gibt sich die Friedensbewegung nicht. Sie predigt auch nicht die „reine Moral des Friedens um jeden Preis“, sondern sie will ganz einfach Menschleben retten. Und der Begriff „Preis“ kommt in diesem Denken nur insofern vor, als daß der Preis zur Wiederherstellung eines verletzten Völkerrechts eben nicht Menschenopfer sein dürfen.

Beim Autor kommt ein dem menschlichen Handeln entrücktes Abstraktum „Geschichte“ vor. Er schreibt, daß Geschichte „...noch weniger den Gesetzen von Vernunft und Fortschritt entspricht, als wir schon immer ahnten“. Er vergißt dabei zu sagen, daß die Menschen die Geschichte und Kriege machen und nicht Geschichte einfach zwangsläufig geschieht, wie uns immer wieder die Verfechter der Sachzwänge glauben machen wollen. Rosamaria Bauerdick, Niefern- Oschelbronn

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