: Wer ist der böse Mann?
■ Offener Brief
Monatelang befand sich Deutschlands Linke im Zuge der Deutschen Vereinigung und des Untergangs des „Real-existierenden Sozialismus“ in der DDR in einer Existenzkrise.
Nun hat sie endlich wieder ein Thema: den Golfkrieg! Am Antiamerikanismus und dem sogenannten Imperialismus — der ja sowieso für alle Probleme in der Welt verantwortlich sei — versuchen die einst stillgewordenen Ideologen ein neues Feinbild aufzuziehen. Nicht Saddam Hussein, der seine Skrupellosigkeit erst jetzt wieder in dem Völkerrechtswidrigen Zur-Schau-Stellen von Kriegsgefangenen unter Beweis stellte, ist danach der Agressor.
Nein, es ist immer wieder der Amerikaner, der auf Flugblättern und in Sprechchören als der eigentliche Kriegshetzer an den Pranger gestellt wird. Die friedliebenden Massen, die aus wahrer innerer Angst vor dem Krieg auf die Straße gehen, lassen sich auf diese Weise — unbewußt — zu Werkzeugen dieser Propaganda instrumentalisieren. Das macht mich zutiefst betroffen bei einem so ernsten Thema!
Gabi Piontkowski
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen