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Die lustigen Burschen von Windsor

■ “Mordsschauspielerische Herausforderung“: Die Shakespeare Company probt die „Lustigen Weiber“

Im dritten Akt der öffentlichen Probe (seit Bestehen der Company ist es die einhundertachtundsechzigste, wenn auch nicht für dieses Stück) spielen sowohl ein Wäschekorb (original bei Shakespeare) als auch eine offenbar nicht ganz saubere Männerunterhose (Zutat der Company) eine gewisse Rolle...

Einen gut dosierten Verblüffungseffekt erzielen die männlichen Darsteller in ihren Frauenrollen, wenn sie auf hohen Hacken (noch etwas unsicher?) über die Bühne schaukeln.

Erst recht verblüffend, daß sich am Ende kaum noch jemand über diese Besetzung zu wundern scheint...

Falstaff (Norbert Kentrup), der kriegerischen Taten müde, will sich ausschließlich Liebeshändeln widmen — nicht etwa aus Leidenschaft des Herzens, sondern aus dem schnöden Interesse an einer Altersversorgung. Dafür sucht er sich Frau Page (Thomas Sarbacher) und Frau Fluth (Christian Dieterle) aus, zwei lustige Weiber aus Windsor, die keineswegs so dumm sind, wie Mann denkt, und ihrerseits Komplotte schmieden. Frau Quickly (Renato Grünig) beteiligt sich daran in wohlbeleibter Form.

Die Bremer Windsor-Komplotteschmiede: von links sehen Sie Erik Roßbander, Thomas Sarbacher, Norbert Kentrup, Christian Dieterle und Renato GrüningFoto: Bärbel Emde

Das eigentliche Proben dann als Wiederholung einzelner Auftritte und Posen. Regisseur Pit Holzwarth überprüft jede Geste auf

hierhin bitte

das Foto mit den

fünf als Frauen

verkleideten

Mannsbildern

ihre Stimmigkeit und unterbricht die Darsteller häufig. (Oh, diese armen Schauspieler, wie oft sollen sie denn noch in derselben Si

tuation authentisch sein?!) Sie helfen sich, indem sie aus dem Stück heraustretend die Kritik kommentieren und einfach weiterspielen: eine beim Publikum längst beliebte Variante des spezifischen Company-Proben- Avantgardismus.

Klar wird: die Inszenierung will weg von der Parodie. Statt vordergründiger Denunzierung der handelnden Personen will sie komödiantisches Spiel mit gesteigerter Intensität.

Anschließend kann das Publikum im Foyer mit Frau (bzw. Herrn) Page und Herrn Fluth (Erik Roßbander), dem mehrfach gehörnten Ehemann, diskutieren. Während drinnen die Probenarbeit weitergeht, erfahren wir draußen: Nach der blutrünstigen Phase von Macbeth hatten die Company-Frauen ein Stück mit mehr Frauenrollen verlangt — doch die „Lustigen Weiber“ konnten sie dann doch nicht reizen. Kurzerhand entschloß sich die Company zu einer radikalen Männerbesetzung.

Jemand fragt: Was wird anders, wenn Mann Frau spielt? Die beiden von der Company sehen es als mordsschauspielerische Herausforderung, allein motorisch. (“Welche Frau nimmt sich schon Zeit für eine große Bewegung?!“) Erst recht, weil da männliche Drangsalierungen des anderen Geschlechts von Männern vorgeführt werden.

Auch die Schauspieler fragen: Wirkt die Besetzung wie eine Transvestitenshow? Das nicht, werden sie vom Publikum beruhigt. Bloß: Trotz Komödie Vorsicht, heißt es, vor der Klamotte! Seit Zadeks Anfängen gibt es nurmehr wenige Tabus bei Klassikern zu brechen!

Wenn die Protokollantin der Company das alles noch einbringt in den weiteren Probenprozeß, wäre es richtig demokratische Theaterarbeit. Auf deren Ergebnis dürfen wir wie immer gespannt sein! Konstanze Radziwill

Premiere: 6. März

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