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Akschen-Kasino wird Behindertenwerkstatt

■ Finanzierung steht, Konzept ist umstritten

„Der weiße Fleck im Bremer Westen kommt weg“, verkündete stolz Sozialsenatorin Sabine Uhl. Als letzte Region Bremens erhält Gröpelingen auf dem ehemaligen AG-Weser-Gelände eine Betriebsstätte des Martinshofes für Behinderte. Gestern konnte die Sozialsenatorin die finanzielle Absicherung des Projektes verkünden: 9,1 Millionen Mark soll der Um- und Ausbau des Sahnestücks am Schiffbauerweg kosten, knapp die Hälfte übernimmt das Bundesarbeitsministerium, zehn Prozent das Landesarbeitsamt und 45 Prozent das Land Bremen.

Ab Frühjahr 1993 soll das Haus Arbeitsplätze für 120 Behinderte bereitstellen. Schon seit Herbst 1989 hat eine Gruppe von 41 Behinderten das ehemalige Kasino „instand besetzt“, so Werkstattleiter Gerhard Steeger. „Wir standen mit dem Rücken an der Wand“, erklärte Hannelore Stöver, Leiterin der Werkstatt Bremen. Die anderen Einrichtungen seien stark überbelegt gewesen. Deshalb wurde ein Teil des Kasinos provisorisch hergerichtet. In der ehemaligen Kasinoküche werden schon heute Anhängerkupplungen für Mercedes montiert.

Für den Neubau ist eine Ledernäherei geplant. Der Schwerpunkt des Gröpelinger Projektes wird aber im Dienstleistungssektor liegen. Mit einem „Lunchservice“ sollen andere Beschäftigte auf dem AG-Weser-Gelände versorgt, mit halbmaschinell geschälten Kartoffeln Bremer Großküchen beliefert werden. Aber auch Fege- und andere Hilfsarbeiten wollen die Werkstätten den umliegenden Betrieben andienen. Eine „Außengruppe“ springt schon jetzt gelegentlich in der Produktion bei „Kelloggs“ ein, um Spitzen aufzufangen.

Der Ausbau des Kasinos als Behindertenwerkstatt ist zwischen den Fraktionen nicht unumstritten. FDP-Chef Claus Jäger hätte das verkehrsgünstig gelegene Gebäude gerne auf den Markt geworfen, um die Löcher in der Haushaltskasse zu stopfen.

Die Grünen sehen das Uhl- Konzept eines flächendeckenden Ausbaus von Behindertenwerkstätten generell eher skeptisch. Ihr ehemaliger sozialpolitischer Sprecher, Horst Frehe, verweigerte seinerzeit die Zustimmung zur Überlassung des Kasinos, weil er in dem Konzept der Sozialsenatorin eine permanente Ausgrenzung Behinderter sieht. Frehe setzt sich für ein System „unterstützter Beschäftigungsverhältnisse“ in regulären Industriebetrieben ein. Mit begleitenden Maßnahmen sei es möglich, den weitaus größten Teil von Behinderten statt in Sondereinrichtungen in regulären Firmen unterzubringen.

Daß der Trend weg von Sondereinrichtungen, hin zur Integration geht, bestätigte auch Hannelore Stöver: „Wir haben Integrationskindergärten und Integrationsklassen an den Schulen. Kaum vorstellbar, daß die Eltern die Kinder danach in Sondereinrichtungen geben wollen.“ Für die nächsten 50 Jehre könne allerdings auf beschützende Werkstätten nicht verzichtet werden. asp

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