: Auch Frankreichs Diplomatie am Ende
■ Nach Abbruch der Beziehungen durch den Irak scheint französische Vermittlung ausgeschlossen
Paris (dpa/taz) — Während die allmähliche Vernichtung des Iraks mit industrieller Regelmäßigkeit voranschreitet, laufen zwischen Paris, Teheran und arabischen Metropolen die Telefone heiß, um dem programmierten Schlußakkord des Schreckens doch noch politisch Einhalt zu gebieten. Vor allem der islamischen Welt gilt Paris wegen seiner traditionellen Arabien-Politik als weichste Stelle in der Phalanx der westlichen Kriegsparteien.
Doch die Hoffnung, Frankreich könne zumindest die mörderische Bodenoffensive verhindern, nachdem seine Bemühungen, den Bombenkrieg in letzter Minute zu stoppen, gescheitert waren, sind gering, nachdem Bagdad am Mittwoch seine Beziehungen zu Frankreich genauso wie zu den USA, zu Großbritannien, Italien, Ägypten und Saudi-Arabien abgebrochen hat.
In Paris kursieren Berichte, denen zufolge Washington die Vernichtung nicht nur der Militärmacht, sondern auch des Staates Irak zumindest in Erwägung zieht. Verteidigungsminister Jean-Pierre Chevenement soll auch deshalb zurückgetreten sein, weil das US-Außenministerium Pläne zur Aufteilung des Iraks zwischen der Türkei, dem Iran und Syrien entworfen habe. Diese drei Regionalmächte könnten als neue Partner Washingtons die Stabilität in der Region sichern, ohne daß Israel in der Palästinenserfrage Zugeständnisse machen müßte.
Am Mittwoch nahm Mitterrand erstmals seit der Islamischen Revolution von 1979 wieder direkte Kontakte mit dem iranischen Staatschef auf. Der einst bekämpften Mullah- Republik wird Vernunft und Weitsicht bescheinigt und eine große Rolle in der Nachkriegszeit zugesprochen. Und am Donnerstag erklärte Wirtschaftsminister Pierre Beregovoy, zur dauerhaften Lösung des Golfkonfliktes gehöre auch die „Schaffung eines Staates, eines Heimatlandes für die Palästinenser“.
Allerdings hatten die regierenden Sozialisten zuvor schon klargemacht, daß die bisher von Paris voll unterstützte Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) Jassir Arafats wegen ihrer Unterstützung des irakischen Imperialismus nicht mehr als Alleinvertreter der Palästinenser angesehen wird. Arafat dürfte fallengelassen werden, zumal er auch im arabischen Lager nicht mehr als glaubwürdig gilt.
Sowjets über Iran-Gespräche
Der stellvertretende sowjetische Außenminister Alexander Belonogow ist nach zweitägigen Konsultationen mit der iranischen Führung aus Teheran zurückgekehrt. Der Iran habe der Sowjetunion versichert, daß er „die sinnlosen Aufrufe ablehne, den Konflikt am Persischen Golf in einen Krieg zwischen dem Islam und dem Christentum zu verwandeln“, berichtete die amtliche sowjetische Nachrichtenagentur 'Tass‘. Belonogow habe bekräftigt, daß die UdSSR im Rückzug der irakischen Truppen aus Kuwait den ersten Schritt zu einer Lösung aller Konflikte im Nahen Osten sehe. Beide Seiten hätten ihre „größte Besorgnis über eine mögliche Eskalation“ der Kriegshandlungen zum Ausdruck gebracht. Die sowjetische Seite habe ihre Zufriedenheit darüber zum Ausdruck gebracht, daß „der Iran an seiner aktiven Neutralität festhalten wolle“, schrieb 'Tass‘. Darunter sei zu verstehen, daß sich Teheran unter keinen Umständen in den Konflikt einmischen werde. Gleichzeitig werde der Iran Schritte unternehmen, den Konflikt politisch zu beenden.
wegen des Streiks von 12.000 Druckern in Italien gestern die wichtigsten italienischen Tageszeitungen;
ausreichend Platz in den Knästen des eidgenössischen Kantons Zürich; weil die Gefängnisse auch schon im letzten Jahr bis zu 40 Prozent überbelegt waren, erwägt die Regierung nun aus Sorge um die Grundrechte den Einsatz sog. „modifizierter Wohncontainer“;
bald der sowjetische Denkmal-Panzer in Prag, der 1945 als erster in die Stadt gerollt war; nach dem Verkauf der Statuen von Stalin und Lenin soll nun auch er versteigert werden; ein Käufer, so hieß es, habe sich bislang jedoch noch nicht gefunden;
das Weltkirchenratstreffen in dieser Zeitung; dennoch begann in der australischen Stadt Canberra die 7. Vollversammlung ÖRK.
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