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Der unscheinbare König

■ Voller Kraft und Witz: Zehnkämpfer Thomas Halamoda

Berlin (taz) — Zehnkämpfer sind nicht nur hart im Nehmen, sie sind auch meistens groß, kräftig — vor allem aber braungebrannt. So ging der vergleichsweise bleiche, mittelgroße und normalschultrige Thomas Halamoda erst einmal unter zwischen all den Camel-Typen in der Berliner Rudolf-Harbig- Halle. In keiner Vorankündigung fiel sein Name, und selbst Zehnkampf-Bundestrainer Claus Marek hatte ihn nicht auf der Rechnung: »Der Thomas ist die Überraschung hier, mit seiner Leistung hatte ich nicht gerechnet«, staunte Marek und setzte ihn sogleich auf die Liste der WM-Kandidaten.

Halamoda selbst wunderte sich am meisten: »Ich hab die Hallensaison eigentlich nicht besonders ernst genommen, und der Mehrkampf in Berlin war als gemütlicher Abschluß geplant.« Und er untertrieb nicht: Fröhlich scherzte er mit seinen Zehnkampf-Kollegen, lachte mit Weltmeister Voss und alberte mit Neuling Torsten Dauth. Um sogleich ganz locker enorme 7,66m weit zu springen.

Halamoda, der gerade vom TSC Berlin zum elitären OSC im Westteil gewechselt ist, fehlt jede Spur von Arroganz. Ausgeglichen und bar jeder Allüren trainiert er nach wie vor auf den Anlagen in Hohenschönhausen, nur ab und zu treibt es ihn in die hochmodernen Rudolf- Harbig-Halle. Und doch hat sich einiges geändert im Leben des 25jährigen: Seit Beginn seiner Ausbildung zum Reiseverkehrskaufmann muß er drei Tage pro Woche arbeiten. Die Zeit fehlt zum Trainieren. Doch offenbar tut ihm das gut. »Ich bin jetzt viel freier, weil der Erfolgsdruck weg ist. Wenn ich heute schlechte Leistungen bringe, bekommt mein Trainer keinen Druck.«

Für ihn gibt es nun »wichtigere Dinge als den Zehnkampf, die Arbeit zum Beispiel«. Doch die WM in Tokio reizt ihn schon. Und wer ihn beim 1.000-Meter-Lauf bis zur Erschöpfung kämpfen sah, ahnt: Trotz aller Fröhlichkeit, der Mann hat Biß. miß

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