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Interflug fliegt ins Nichts

■ Das Unternehmen wirft der Treuhand vor, den Verkauf verschleppt zu haben/ Lufthansa will mit „sozialverträglicher Konkursabwicklung“ helfen

Berlin (dpa/taz) — Für die ostdeutsche Fluggesellschaft Interflug kam am Freitag das endgültige Aus. Die Privatisierung dieses Unternehmens scheiterte, weil sich kein in- oder ausländischer Käufer fand. Die Interflug wirft der Treuhandanstalt vor, die Verhandlungen verschleppt und Entscheidungen nicht rechtzeitig getroffen zu haben. Die Geschäftsführung könne „die Ernsthaftigkeit des Bemühens der Treuhandanstalt nicht nachvollziehen, da sie in keiner Weise in die Verhandlungen einbezogen wurde“. Andreas Kramer, Hauptgeschäftsführer der Interflug, vermutet, daß die Entscheidung nicht allein von der Treuhand und nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen getroffen worden sei. „Jetzt ansteigende Verluste sind nicht allein mit den Auswirkungen des Golfkrieges zu begründen“, sagte Kramer. Die Betriebsergebnisse seien zum 31. Dezember 1990 besser als erwartet gewesen. Die Fluglinie konnte bis Dezember eine Sitzplatzauslastung von über 60 Prozent erzielen, die jedoch durch den Golfkrieg im Januar auf 30 bis 40 Prozent wie bei anderen Fluglinien sank. Es seien zwar Verluste entstanden, aber die Interflug habe nicht ihre Zahlungsunfähigkeit erklären müssen. In Kreisen der Geschäftsleitung wurde die Vermutung geäußert, die Interflug müsse sterben, damit die Lufthansa mit einem lästigen Konkurrenten weniger umso besser leben könne.

Dagegen äußerte die Lufthansa am Samstag große Betroffenheit über den Verlust der 2.900 Arbeitsplätze bei der Interflug. Ein Jahr lang habe sie sich um einen Einstieg bei der DDR-Fluggesellschaft bemüht. Die Angebote reichten von einer Beteiligung bis zur vollständigen Übernahme. Im Sommer 1990 habe das Bundeskartellamt die Lufthansa daran gehindert, bei der Interflug Teilverantwortung auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld zu übernehmen. Das letzte Angebot unterbreitete die Lufthansa im Oktober: Angesichts der deutschen Vereinigung plädierte sie für eine 100prozentige Übernahme der Interflug. Dieser Versuch scheiterte. Auf eine Erneuerung des Angebots am 19. Dezember 1990 sei die Treuhand nicht eingegangen. Vor einer Woche sah sich die Lufthansa nicht mehr in der Lage, die ostdeutsche Gesellschaft zu übernehmen, da sie seit Beginn des Golfkrieges selbst vor wirtschaftlichen Problemen stehe. Sie bot aber an, für eine sozialverträgliche Konkursabwicklung der Interflug Management-Know-how zur Verfügung zu stellen. Bisher hat die Lufthansa 782 frühere Mitarbeiter der Interflug übernommen. Die Treuhand wies die Vorwürfe der Interflug zurück. Sie habe sich noch nie so intensiv um eine Lösung bemüht und mit mehr als zehn Interessenten verhandelt, erklärte Treuhand-Sprecher Wolf Schöde. Mit Kramer sei ständig Kontakt gehalten worden, eine direkte Teilnahme von Interflug an den Verhandlungen sei nicht möglich gewesen. Das Ende der Interflug wirft auch die Frage nach der Zukunft des Ostberliner Flughafens Schönefeld auf, für den gerade ein Ausbauprogramm beschlossen wurde.

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