: Das Weiße Haus schmeißt mit Dreck
Schmutzkampagne gegen den CNN-Reporter in Bagdad, Peter Arnett ■ Aus Washington A. Zumach
„CNN-Korrespondent Peter Arnett ist ein Sympathisant Iraks. Er war Reporter im Vietnamkrieg und hat seinen Pulitzer-Preis damals vor allem wegen seiner US-feindlichen Berichte gewonnen. Außerdem war er verheiratet mit einer Vietnamesin, deren Bruder beim Vietkong aktiv war.“
Schweres Geschütz fuhr Senator Alan Simpson letzte Woche bei einem Mittagsessen mit Journalisten gegen den US-Fernsehreporter in Bagdad auf. Die Familie Arnetts und zahlreiche Kollegen des ehemaligen Vietnam-Kriegsberichterstatters für die Nachrichtenagentur 'ap‘ wiesen die Lügen und Sippenhaftversuche des republikanischen Fraktionsführers im Senat inzwischen zurück: Arnetts vietnamesische Exfrau Nina hatte zwei Brüder. Einen Arzt, der vom Vietkong Berufsverbot erhielt und noch vor Beginn des Vietnamkrieges starb und einen Mathematikprofessor, der nicht politisch aktiv war und der seit Ende des Krieges Vietnam nicht verlassen darf.
Der Vorgang verdiente kaum Aufmerksamkeit, gäbe es nicht eine interessante Vorgeschichte: Zusammen mit seinen republikanischen Senatskollegen Robert Dole und Howard Metzenbaum besuchte Simpson noch im April letzten Jahres Saddam Hussein in Bagdad. Hussein beklagte sich vor den Senatoren eine Stunde lang über einen Kommentar des US-Regierungssenders „Voice of Amerika“, in dem die Menschenrechtssituation im Irak (und anderen Staaten) kritisiert wurde. „Nachdem ich Ihnen zugehört habe, ist mir klar, daß Sie ein starker, intelligenter Mann sind und den Frieden wollen“, reagierte Metzenbaum auf die Kritik an der Kritik. Dole versicherte Saddam Hussein eilfertig, der „Voice of America“-Kommentator sei gefeuert worden (was nicht stimmte). Und Simpson erklärte dem Mann, der inzwischen zum Erzfeind Washingtons aufgestiegen ist: „Ihr Problem ist nicht die Regierung der USA, sondern es sind die westlichen Medien — vor allem solange Sie sich von ihnen isolieren. Diese Medien sind hochmütig, die Journalisten sind Zyniker. Sie halten sich alle für politische Genies. Ich rate Ihnen, laden Sie die Journalisten nach Bagdad ein, gewinnen Sie einen eigenen Eindruck.“
„Simpson hat Hussein servil die Füße geküßt“, kommentierte die 'Washington Post‘ am Wochenende. In der US-Hauptstadt ist es inzwischen ein offenes Geheimnis, daß der Senator, der einen besonders engen Draht zu George Bush hat, vom Weißen Haus zu seinen Ausfällen gegen Arnett animiert wurde. Dort wird dem CNN-Reporter immer noch sein Bericht aus der ersten kriegswoche verübelt, in dem er den Vorwurf Iraks weltweit verbreitete, bei einer von US-Bombern zerstörten angeblichen B-Waffenschmiede habe es sich um die einzige Babynahrungmittelfabrik des Landes gehandelt. Auch Simpson führte diesen Bericht als Beleg für das „Sympathisantentum“ Arnetts an. In der Administration und der republikanischen Kongreßführung wächst langsam die Nervösität, nachdem in den letzen Tagen immer mehr Fernsehbilder und Meldungen über zivile Opfer und Schäden der Bombardements auftauchen. Auch ahnt man, daß sich die Journalisten während des kommenden Bodenkrieges nicht mehr so einfach wie in den ersten drei Wochen vom Ort des Geschehens fernhalten lassen.“ Und wer zum Teufel weiß, was die uns dann wieder alles berichten“, läßt Simpson beim Journalistenlunch die unausrottbare Mär wiederaufleben, die Medien seien für die Niederlage der USA im Vietnamkrieg verantwortlich gewesen.
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