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Frauenministerium nicht so wichtig?

■ In Hessen streiten grüne Männer um die „harten“ Ministerien

Das Gerangel der hessischen Grünen um Ministerposten ist in vollem Gange und nimmt groteske Züge an. Und es wird, bei dieser Partei mittlerweile ebenso wie bei allen anderen, auf Kosten der Frauen ausgetragen. „Schlüsselministerien“ wollen sie besetzen, lautet — heiliger Freud — die offizielle Sprachregelung, mit der sie, untereinander zerstritten, ihre Begehrlichkeiten auf das Kultus-, das Wirtschafts- und das Innenministerium richten. Das Frauenministerium wird in diesen Diskussionen sang- und klanglos als „nicht so wichtig“ eingestuft.

Die grüne Spitzenkandidatin Iris Blaul scheint den grünen Fraktionierungen nicht mehr gut genug zu sein. Die Begründung, die dazu dieser Tage durch die Medien ging, ist nachgerade aberwitzig. Blaul könne nicht Ministerin werden, hieß es da, weil sie wegen des Verlustes ihres Führerscheins nach einer alkoholisierten Weihnachtsfeier nicht fähig sei, dieses Amt zu bekleiden. Die Fragestellung, ob eine Ministerin, noch dazu eine grüne, einen Führerschein haben muß, ist in ihrer Delikatesse kaum noch zu überbieten. Zum einen stehen den MinisterInnen des Landtags, eben gerade, FahrerInnen zu, zum anderen ist die Fähigkeit, ein Auto zu lenken, wohl kaum ein Kriterium für die Fähigkeit, ein Amt zu leiten. Die grünen Männer, denen das Frauenministerium als „zu weiches“ Ressort entbehrlich erscheint, kämpfen hier mit harten Bandagen unterhalb der Gürtellinie.

Es gehört auch zu den hessischen Absurditäten, daß autonome Frauen, die sich bei den Grünen engagiert haben, weil sie das Frauenministerium, ebenso wie die ökologische Politik, für unverzichtbar halten, schlicht als Parteigängerinnen von Joschka Fischer diskreditiert werden — der hatte sich immerhin für das Frauenministerium ausgesprochen. Wer den Feministinnen heute sagen will, ein Frauenministerium sei „nicht so wichtig“, habe ohnehin keinen Einfluß usw., muß sich fragen lassen, warum ihm das nicht vor der Wahl eingefallen ist, als auch das allerwinzigste Pöstchen noch nicht in Aussicht stand.

Wenn die grünen Männer, respektive Ministerkandidaten, nicht von allen guten Geistern verlassen sind, kommen sie schleunigst zur Besinnung, hören auf, sich als alternative Führerscheinkontrolle lächerlich zu machen, und treten vornehm ins zweite Glied zurück. Frauen, die ihre Interessen, nicht zu Unrecht, auch bei der SPD-Kandidatin Heide Pfarr gut untergebracht sehen würden, müssen sich, siehe Saarland, allerdings auch bei den Sozialdemokraten immer wieder auf unangenehme Überraschungen gefaßt machen. Heide Platen

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