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Bombige Grüße: „Für Saddam, in Liebe“

■ Über die Duftmarkenpolitik der US-Alphamännchen

Berlin (taz) — „Bombengrüße“ wird Iraks Staatschef Saddam Hussein nun auch von US-Verteidigungsminister Richard Cheney und dessen Stabschef Collin Powell erhalten. Laut amerikanischen Presseberichten vom Montag schrieb Cheney beim Besuch einer US-Basis in Saudi-Arabien auf eine Bombe: „Für Saddam, in Liebe“. Powell vermerkte: „Für Saddam, Du gingst nicht, also verlierst Du es.“ Schon im Zweiten Weltkrieg gehörten handsignierte Bomben zu den Reflexhandlungen, mit denen die Piloten ihr todbringendes Geschäft als Silvesterscherz zu verharmlosen suchten. Ob unterdessen auch damals schon die obersten Heeresführer und Minister selbst Hand anlegten, ist nicht belegt. Kumpanei mit dem Rudel, die Herstellung von Stallgeruch, gehört für Alphamännchen, die Anführer von Primatenbanden, ebenso zu den Machtstrategien wie das Setzen von Duftmarken gegen Feinde. Cheneys Autogramm steht in dieser Tradition: Die ersten Alphamännchen steckten ihre Territorien mit Exkrementen ab. Entstand Streit über das Territorium, bewarfen sie sich damit und beschimpften sich als „dreckige Scheißer“. Der „Prozeß der Zivilisation“ hat zwar die Häufchen in Megatonnenbomben verwandelt, das Schimpfwort aber ist insgeheim dasselbe geblieben. Nur öffentlich darf der „zivilisierte“ Primat es nicht kundtun: Seine Bömbchen (frz. Petard, altengl. Fart, dtsch. Furz) schickt er dem Feind mit ironischer Duftmarke: „In Liebe“. „Du dreckiger Scheißer“ könnte ein Verteidigungsminister heute nicht mehr auf eine Bombe schreiben, ohne seinen Job zu riskieren. Diese Kulturleistung immerhin haben 50.000 Jahre Primatenevolution erbracht. Wäre da nicht die gesteigerte Tötungseffizienz der Mittel — man dürfte fast schon von „Fortschritt“ jubeln. So aber bleibt nur der dringende Wunsch, daß George und Saddam sich an ihre gemeinsame, urhumane Tradition erinnern. Und dazu übergehen, sich persönlich die „Scheiße aus dem Leib zu prügeln“. Mathias Bröckers

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