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Spielpläne gegen blutige Planspiele

■ Noch einmal: das Programm des Antikriegstages der Berliner Theater (außer Schaubühne)

Wie die taz bereits mehrfach berichtete, haben fast alle 31 Berliner Theater für den heutigen 13. Februar, dem 46. Jahrestag der Zerstörung Dresdens durch alliierte Bombenangriffe, Veranstaltungen gegen den Golfkrieg ins Programm genommen. Mit Lesungen, Diskussionen, Aktionen, Spendenaufrufen und Publikumsgesprächen wollen sich die Beteiligten gegen den Krieg als Mittel der Konfliktlösung wenden. An allen beteiligten Theatern wird ein Text des Ostberliner Autors Christoph Hein verlesen, den er für diesen Tag geschrieben hat. Dieser Lesung haben sich auch einige westdeutsche Theater in Baden-Baden, Frankfurt, Kiel, München, Göttingen, Köln, Stuttgart, Gelsenkirchen, Hamburg und Münster angeschlossen.

An den Veranstaltungen nehmen auch bekannte Autoren und Wissenschaftler teil. Das Maxim- Gorki-Theater lädt nach der Vorstellung von »Mein Kampf« ins Foyer zum Gespräch mit Volker Braun über »Das schmutzige Schlachtfeld und die saubere Seelenlandschaft«. Dazu soll ein Dokumentarfilm über das Friedenscamp im Kriegsgebiet gezeigt werden. Im Schillertheater steht nach der Vorstellung eine Diskussionsrunde unter anderem mit dem Dramatiker Peter Turrini und Mitgliedern des Hauses auf dem Programm.

Das Kabarett Die Distel lädt ein zum Gespräch über »Krieg und Frieden«, an dem der Berliner Landesbischof Gottfried Forck und Andre Brie teilnehmen. Bei den Kinder- und Jugendbühnen, Grips-Theater und Theater der Freundschaft, sind Kinder zum Zeichnen eingeladen. Die Volksbühne am Rosa-Luxemburg- Platz veranstaltet schon um 17 Uhr 30 ein Forum »Befriedung zum Krieg — die Politik der 90er Jahre« mit verschiedenen Wissenschaftlern. Die drei Opernhäuser Berlins, die sich mit ihrer Teilnahme am Aktionstag zunächst schwer getan haben sollen, rufen zu einer Sammlung für Kriegsopfer gemeinsam mit Unicef auf.

Beteiligt an der Aktion sind ferner u.a. das Berliner Ensemble, die Vaganten-Bühne, das Hebbel- Theater, die Freie Theateranstalt, und die Theatermanufaktur. Lediglich die Schaubühne am Lehniner Platz nimmt nicht teil.

Die ursprüngliche Idee, alle Vorstellungen am 13. Februar abzusagen, hatte sich nicht durchgesetzt. Nur die Freie Volksbühne hat sich entschlossen, »Liliom« und »Die Galizierin« an diesem Tag nicht zu spielen. Denn tödlich sei der Krieg und tödlich seien Gleichgültigkeit und Ignoranz. Das Theater dürfe angesichts des Krieges, angesichts der entstellten Wahrheit über den Krieg nicht in gewohnter Normalität verharren. Die Welt verändern könne das Theater nicht, aber es dürfe sich nicht mit ihrer Unveränderbarkeit abfinden. Deshalb beginnt in der Freien Volksbühne um 19.30 Uhr ein »Dialog mit unserem Publikum« zum Thema »Kein Krieg ist heilig, kein Krieg ist gerecht«. Es lesen, informieren und diskutieren der im Hamburger Exil lebende irakische Schriftsteller Najem Wali, der den Roman »Krieg im Vergnügungsviertel« über den iranisch-irakischen Krieg schrieb, ferner Detlef Enge-Bastien und Alexander Kriegsheim, die bis vor einer Woche im Friedenscamp an der iranisch-irakischen Grenze als »lebende Puffer« zwischen den Armeen lebten, sowie Ruth Jakobs von der Inititative »Jüdische Frauen gegen den Krieg« u.a. dpa/adn/taz

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