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Genscher unterstützt Kairo

Der Bundesaußenminister zu Besuch in der ägyptischen Hauptstadt/ Lob für Ägyptens Rolle im Golfkonflikt/ Genscher morgen in Damaskus  ■ Aus Kairo Ferdos Forudastan

Bonn wird Ägypten bei dem Versuch unterstützen, seine politische und wirtschaftliche Macht in der Golfregion auszubauen. Dies deutete gestern in Kairo Außenminister Hans- Dietrich Genscher nach einem Gespräch mit seinem ägyptischen Kollegen Abdel Megid ab. Genscher, der für drei Tage Ägypthen, Syrien und Jordanien bereist, versprach seinen Gastgebern in Kairo allerdings wenig Konkretes: Ägypten verhalte sich im Golfkonflikt „fest und entschlossen“. Es spiele jetzt und nach dem Krieg eine entscheidende Rolle, „und ich begrüße, daß es diese Rolle annimmt“, sagte der deutsche Außenminister. Und: Man sei entschlossen, die Beziehungen der beiden Länder künftig noch enger als bisher zu betrachten. Vor seinem Gespräch mit dem ägyptischen Staatspräsidenten Husni Mubarak am frühen Dienstag abend wollte sich Genscher auch nicht dazu äußern, wie kräftig die Bundesrepublik Ägypten finanziell unter die Arme greifen wird. Bisher erhielt Kairo gut eine Milliarde Mark als „besondere“ deutsche Hilfe.

Nun fordert das afrikanische Land von der Bundesrepublik, sie möge einen großen Teil seiner Schulden streichen. Genscher sagte lediglich zu, Deutschland werde im Pariser Club eine „sehr konstruktive Rolle“ spielen, wenn es um Ägypten gehen wird. Nicht äußern mochte sich der Bonner Politiker vor den mitgereisten JournalistInnen auch über Spürpanzer aus NVA-Beständen, die Deutschland Ägypten liefern wird. Lediglich eines teilte der Bundesaußenminister gestern konkret mit: Er und sein Amtskollege haben eine deutsch-ägyptische Kommission gebildet, die sich auch jetzt regelmäßig trifft.

Ganz deutlich wurde gestern in Kairo freilich eines: Der Besuch Genschers heute in Damaskus und der morgen in Amman werden kaum mehr greifbare Ergebnisse bringen als die Visite in der ägyptischen Hauptstadt. Offiziell reist Genscher auch in diese Länder, um über „erste Elemente einer Friedensordnung nach Kriegsende“ zu sprechen und dabei auch „europäische Erfahrungen mit dem KSZE-Prozeß anzubieten“. Hinter diesen Formeln verbirgt sich bisher freilich nicht viel mehr, als Genscher gestern der Presse präsentierte: Es setzte eine Nachkriegsordnung, vor allem „Vereinbarungen über Sicherheit in der Region voraus“, außerdem müßte die wirtschaftliche Zusammenarbeit der Länder dort so gestaltet werden, daß sich Arm und Reich ausgleichen.

„Beeindruckt“ gab sich Genscher davon, „mit welcher Klarheit Ägypten Vorstellungen zu einer solchen Nachkriegsordnung“ entwickelt habe. Darüber, wie diese Vorstellungen aussehen, schwieg sich der deutsche Außenminister aus — angeblich, um nicht einer Konferenz von sechs Staaten der Golfregion vorzugreifen, zu der für Freitag Kairo eingeladen hat.

Etwas konkreter wird sich der bundesdeutsche Außenminister in Syrien und Jordanien zu zwei Punkten freilich schon äußern müssen: Möglicherweise konfrontiert Syriens Staatschef Assad ihn mit Wünschen nach bundesdeutschen Waffen. Schon vor der Reise seines Herren hat das Auswärtige Amt in Bonn dieses Ansinnen zurückgewiesen. Jordanien wird einen Nachschlag zu den bisher 221,3 Millionen Mark Krisenhilfe verlangen. Da der Bundesregierung viel daran liegt, König Hussein vorm Überlaufen ins Lager des Irak zu bewahren, wird Genscher großzügig sein müssen.

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