: Der Kob guckt weg, wenn es über Gebühr aus dem Auspuff qualmt
■ Ostberliner Abgasprüfstelle möchte weitere Straßenkontrollen, aber es fehlt an Geld
Adlershof. Ob Autos zwischen den Prüfterminen zur Abgassonderuntersuchung (ASU) mehr Schadstoffe als erlaubt in die Luft blasen, wird nach Auffassung der Senatsumweltverwaltung derzeit in Berlin viel zu wenig kontrolliert. Normalerweise »guckt der Kob weg«, wenn es über Gebühr aus Auspufftöpfen qualmt, klagt der Leiter für Luftreinhaltung, Breitenkamp. Erneut in die Bresche springt nun die Ostberliner Abgasprüfstelle an der Rudower Chaussee in Adlershof. Technisch wäre man allerdings in der Lage, gemeinsam mit der Polizei in Berlin entsprechende Kontrollen weiterzuführen, so der Leiter der Prüfstelle, Wolfgang Miersch. Der Haken: Es fehlt am Geld.
Noch 1990 konnten sich die Abgasprüfer mit ihren Meßgeräten an Ostberliner Straßen auf die Lauer legen. Ein Ergebnis von damals: Rund 45 Prozent der Viertakt-Ladas und gut 23 Prozent der Trabis stießen infolge schlampiger Wartung viel zu viel Kohlenmonoxid (CO) aus. Ende 1990 drehte das Bundeswirtschaftsministerium, das zuletzt die Sonderkontrollen finanzierte, dann den Geldhahn zu. Dem Leiter der Emissionskontrolle, Dieter Scheel, zufolge genügen bereits 20.000 Mark für die innerhalb einer ein- bis zweiwöchigen Aktion zu bewerkstelligende Kontrolle von 800 bis 1.000 Fahrzeugen im Stadtgebiet. Wie Scheel erläuterte, sind bei der Autolawine allerdings schon mindestens drei solcher Kontrollaktionen nötig, um zu statistisch verwertbaren Daten zu kommen.
Die Ostberliner Prüfstelle verfügt über 15 bis 20 auch bei der ASU-Prüfung zugelassene moderne Kohlemonoxid-Meßgeräte. Mit den hauseigenen zwei Barkas-Meßwagen kann bei den Straßenkontrollen auch präzise nach ECE-Norm registriert werden, wieviel Ruß Dieselmotoren in die Umgebung verqualmen. Vorhandene Geräte zur Überprüfung der Kohlenwasserstoffwerte möchte man dagegen nicht im Freien einsetzen, da zu ungenaue Ergebnisse herauskämen. Unterdes will die Polizei erst einmal mögliche Formen der Zusammenarbeit mit der Ostberliner Prüfstelle ausloten. Bei der angespannten Personalsituation könnten heute spezielle Abgaskontrollen »nur die Ausnahme« sein, schränkte der zuständige Polizeidirektor Klaus Krüger ein. Unter rechtlichen Aspekten sei auch vorher zu klären, wo bei einer Überschreitung der Schadstoff-Grenzwerte die Toleranzgrenze liege. thok
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen