: Lobby für ökologischen Verkehr
■ Gewerkschaften und Umwelt-Initiativen fordern Bremer Politik gegen das Auto
Zehn Umweltorganisationen, Verkehrsinitiativen und die Gewerkschaften ÖTV und IG Metall haben sich zu einer neuen Lobby für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zusammengeschlossen. In einem Positionspapier fordern sie ein umfassendes ökologisches Konzept, um den CO2-Ausstoß des gesamten Bremer Verkehrs innerhalb von zehn Jahren um mindestens 40 Prozent zu reduzieren. Ein vom Senat eingesetzter „Verkehrsbeirat“ soll nach dem Vorbild des Bremer „Energiebeirats“ das Konzept dafür erarbeiten.
„Wir haben wunderbar vom Auto gelebt“, gestand der Bremer IG-Metall-Chef Manfred Muster gestern bei der Vorstellung des Positionspapiers. Aber heute sei die „Bremsspur vor der Öko-Katastrophe“ so kurz geworden, daß dingend ein „gesellschaftlicher Dialog“ zur Zukunft des Verkehrs beginnen müsse. „Gegenüber der notwendigen Verkehrskonversion wird die Rüstungskonversion nur ein Spaziergang“, ahnt Muster. Schließlich hänge jeder siebte deutsche Arbeitsplatz vom Auto ab, in Bremen immerhin 25.000.
Die neue Verkehrs-Lobby hat bereits ein dreistündiges Grundsatzgespräch mit Verkehrssenator Konrad Kunick geführt. „Die Widerstände kommen weitgehend aus dem Bereich der Wirtschaft und des Wirtschaftssenators“, stellte Herbert Brückner, Umweltbeauftragter der Ev. Kirche, anschließend fest. Deshalb fordert er vom Senat nun, „das ganze Thema Verkehr künftig allein dem Verkehrssenator zu überlassen“.
Der BUND hat zu dem allgemeinen Positionspapier konkrete Schritte bis zum Jahr 2010 ausgearbeitet. Dazu gehört der Neubau von Straßenbahnlinien bis Lilienthal, Tenever und zur Uni, die Einführung eines „City-Bahn-Konzepts“, die autofreie Innenstadt und den Stopp aller Straßenbaupläne. „Sinn haben alle diese Maßnahmen aber nur im Zusammenhang“, warnte BUND-Vertreter Heiner Brünjes vor kopflosen Einzelaktionen.
„Die Politik des 'sowohl als auch' muß endlich aufhören“, heißt es in dem Positionspapier, das sich auch gegen die These von Bürgermeister Wedemeier („Unsere Politik des ÖPNV ist keine Politik contra Auto“) richtet. Mit ihren Forderungen will sich die neue ÖPNV-Lobby, so wurde gestern angekündigt, deshalb auch offensiv in den Bürgerschafts-Wahlkampf einmischen. Ase
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