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Sein lenzter Befehl

■ In Bremerhaven sahnte der rechte Parteiflügel des SPD-Unterbezirks unter Werner Lenz mächtig ab

Werner Lenz heißt die Nummer 1 bei den KandidatInnen für die nächste Bremerhavener Stadtverordneten-Versammlung. Am letzten Wochenende hatten die Delegierten des SPD-Unterbezirks Bremerhaven ihre Stimme abgegeben und neben Lenz (102 von 148 abgegebenen Stimmen)mit großer Mehrheit fast ausschließlich Parteirechte auf die Liste gesetzt. Die Genossen des linken Flügels sind jetzt sauer und fühlen sich betrogen.

Von den 48 Sitzen der Bremerhavener Stadtverordneten-Versammlung halten die Sozis 25 Sitze. Weil sie die Mehrheit nach realistischen Einschätzungen kaum werden ausbauen können, waren für die Delegierten deshalb vor allem die ersten 28 Listen

plätze interessant, denn drei ehrenamtliche Stadträte machen noch einmal einen Listenplatz für Nachrücker frei.

Dabei wurden die ersten fünf Plätze in Einzelwahl, die jeweils fünf folgenden als Gruppenwahl durchgeführt. Für die Listenplätze 1 bis 15 ließen sich die Unterbezirksdelegierten von der Vorschlagskommission KandidatInnen servieren, die sie anstandslos schluckten. In der Vorschlagskommission unter anderem Werner Lenz als Mitgliede des Parteivorstandes.

Als bei der ersten Gruppenwahl der Listenplätze 5 bis 10 der Parteilinke Siegfried Breuer von Platz sieben auf zehn zurückfiel, begann es einigen GenossInnen zu dämmern. Doch da war es zu spät, die Rechte um Werner Lenz war längst am Drücker. „Der ist da mit dem Block in der Hand zu seinen Spezies gegangen und hat denen gesagt, wen sie anzukreuzen haben“ schimpfte ein Genosse später und meinte den Bremerhavener Stadtwerkechef Heinz Bahlmann, Lenzens Adlatus, der mit der Betriebsgruppe der Stadtwerke die mächtigste Delegiertenlobby für Werner Lenz kontrolliert.

Die Linken in der Bremerhavener Sozialdemokratie beklagen prominente Opfer in ihren Reihen. So fielen bei der Wahl der Liste zur Stadtverordneten-Versammlung der Sprecher des sozialpolitischen Ausschußes Heiner Pfleging auf den aussichtslosen Platz 34, so landete Stadtrat Rudi Wintjen auf Platz 30, abgeschlagen auch der ehemalige Juso- Vorsitzende Ekkehard Bock und der Sprecher des Sportausschußes, Heinz Bollmann.

Dafür rücken jetzt auf sicheren Plätzen die beiden Bürgerschaftsmitglieder Lothar Koring und Dieter Tiedemannn nach, beide Mitglieder der sogenannten „Koggenrunde“, der auch Stadtwerkechef Bahlmann angehört. Die verlorene Wahl für die Liste der künftigen Stadtverordneten betrachten die Parteilinken deshalb vor allem als innerparteiliche Kampfansage. „Werner Lenz hat sich vor einem Jahr dafür eingesetzt, daß sich beide Flügelgruppen, die rechte „Koggenrunde“ und die linke „Finkenrunde“ auflösen. „Unter diesem Bedingungen müssen wir ernsthaft daran denken, die „Finkenrunde“ wieder aufzunehmen.“ mad

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