piwik no script img

Totalverweigerung macht Schule

■ Trotz Repression: 10 Totalverweigerer in Bremen

Letztes Jahr waren es erst zwei, dieses Jahr sind es schon zehn Bremer, die sowohl den Kriegsdienst mit der Waffe, als auch den Zivildienst verweigern. Auf ihrer Pressekonferenz erklärten die Organisationen der Bremer Verweigerer und Zivildienstleistenden weiterhin, bei einem aktiven Kriegseintritt der Bundeswehr sei unter den Wehrpflichtigen mit Verweigererzahlen von bis zu 90 Prozent zu rechnen.

Acht der zehn Totalverweigerer haben ihre Entscheidung infolge des Golfkrieges getroffen. Zwei von ihnen entschlossen sich während des Streiks der Zivildienstleistenden zu Beginn des Golfkrieges, jeglichen Dienst für's Vaterland zu verweigern. Sechs weitere Noch-Zivis, die in der Totalverweigerer-Gruppe organisiert sind, werden den folgenschweren Schritt in einiger Zeit vollziehen. „Die Repressionen sind hart, mit einer Verurteilung zu sechs Monaten Gefängnis müssen wir rechnen“, sagte Tim Voss von der Bremer Totalverweigerer-Gruppe. Und damit nicht genug. Die konsequenten Verweigerer laufen Gefahr, mehrfach zu Haftstrafen verurteilt zu werden, wenn sie, nachdem sie eine Strafe verbüßt haben, noch immer nicht zum Dienst antreten wollen.

Allgemein herrschte bei der Deutschen Friedensgesellschaft/ Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG/VK), der Gruppe „Reservisten verweigern sich“ und den anderen Initiativen Optimismus. Ralf Bendrath von der DFG/VK rechnet für den Fall des Kriegseintritts der Bundeswehr damit, daß 80 bis 90 Prozent der Wehrpflichtigen verweigern. Grund für seine Annahme sind die vielen Verweigerer unter den Wehrpflichtigen der Bremervörder Bundeswehreinheit, die in die Türkei geschickt werden sollten.

Für die Selbstorganisation der Zivildienstleistenden (SOdZdL) sagte Lutz Friedrichsen, seine Organisation rufe für den Tag des Kriegseintritts der BRD zu einem eintägigen Streik der Zivis auf. Wegen der Repressionen an den Arbeitsplätzen sei es schwer, die Zivis zu mehr zu bewegen. „In jedem Fall aber sind wir in einer hilflosen Position“, sagte Friedrichsen, „wir wollen zwar nicht für den Krieg eingeplant werden, aber wenn erst ein verwundeter Soldat ankommt, hilfst du ihm wahrscheinlich doch.“ och

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen