: Gorbatschow verschafft Saddam eine letzte Frist
■ Gorbatschow engagiert sich mit einem eigenen Friedensplan für die Golfregion/ Reaktion aus Bagdad bald erwartet/ Washington und Paris sehr skeptisch
Moskau/Washington/Paris (taz/dpa/ap) — Mit einem neuen Friedensplan im Gepäck, reiste Iraks Außenminister Asis — nach einem intensiven Gespräch mit dem sowjetischen Präsidenten Gorbatschow — gestern wieder nach Bagdad zurück. Eine Einladung Gorbatschows, doch in Moskau zu bleiben und sich mit Saddam Hussein telefonisch zu beraten, lehnte Asis wegen der schlechten Kommunikationsmöglichkeiten ab. Über Details des Plans herrschte gestern noch Stillschweigen. Gorbatschows Sprecher Ignatenko ließ lediglich durchblicken, daß Moskau an der UN-Forderung nach einer bedingungslosen Räumung Kuwaits festgehalten habe. Nach seinen Angaben war das Treffen mit Asis „sehr konstruktiv“ . Es bestehe „mehr als nur Hoffnung“ mit dem sowjetischen Plan eine Lösung des Konflikts zu erreichen. US-Präsident Bush, die Führung Frankreichs, Italiens und Irans wären nach den Gesprächen gleichzeitig unterrichtet worden. Mit Kanzler Kohl telefonierte Gorbatschow persönlich.
Die ersten Reaktionen aus den alliierten Hauptquartieren waren dagegen nicht sehr ermutigend. Ein Sprecher Bushs sagte an dessen Ferienort Kennenbunkport, der Irak müsse schon „eine sehr dramatische Kehrtwende vollziehen“ wenn ein Bodenkrieg noch vermieden werden sollte. Nach Informationen der Pariser Zeitung 'Le Monde‘ aus dem französischen Verteidigungsministerium hat Gorbatschow noch maximal 24 bis 36 Stunden für seine Vermittlungsbemühungen Zeit. Die Bodenoffensive sei fertig geplant und „programmiert“. Die „einzige Chance“ für die Iraker, die Offensive noch zu verhindern, bestehe „in der Annahme von drei Punkten“: der Verzicht auf alle am Freitag von der irakischen Führung vorgebrachten Bedingungen für den Rückzug aus Kuwait, die Zustimmung zu einem „sehr kurzen“ Waffenstillstand „von nur wenigen Stunden“ und der Beginn eines „bedeutsamen“ Rückzugs der in Kuwait stationierten irakischen Einheiten während dieser Waffenpause. SEITEN 3 UND 4
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