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Friedens-Hausse? McCASH FLOWS ORAKEL

„Hausse auf breiter Front“ — diese kriegerische Metapher ist für das derzeitige Geschehen an den Börsen durchaus angebracht.

Die Aktienkurse, so scheint es, nehmen das Ende der kriegerischen Auseinandersetzung am Golf vorweg. Am Montag kletterte der Deutschen Aktien-Index (DAX) um über drei Prozent nach oben — einen solchen Sprung hatte es in den letzten Monaten nicht gegeben, und am Dienstag ging es gleich weiter: In den ersten zehn Minuten der Börsensitzung legte der DAX erneut um 1,9 Prozent zu und hat inzwischen die 1.600er-Marke überschritten.

Verantwortlich dafür wurden in Frankfurt die internationalen Vorgaben und die Friedensinitatiative Gorbatschows gemacht. Der Dow-Jones- Index der New Yorker Börse, die Montag wegen eines Feiertags geschlossen blieb, hatte schon am Freitag um über zwei Prozent zugelegt, wobei vor allem die arg gebeutelten Aktien der Fluglinien Kurssteigerungen verbuchen konnten. Offenbar rechnet man damit, daß es mit der allgemeinen Angst vorm Fliegen alsbald vorbei sein könnte. Auch in Tokio hob der Nikkei ab und legte am Montag um 886,27 Punkte zu. Gewinnmitnahmen führten am Dienstag jedoch zu einem Verlust von 63,03 auf 26.166,98 Punkte.

In Frankfurt kauften vor allem japanische und institutionelle inländische Anleger „in guter bis euphorischer Stimmung“, wie es hieß; die Privatkunden hingegen neigten noch am Montag eher dazu, Gewinne mitzunehmen.

Eine Vorsicht, die sich als weise Voraussicht erweisen könnte, wenn die psychologische Stimmungslage sich ändert — und das kann, bei den Unwägbarkeiten des Krieges, durchaus schon morgen sein: wenn die sowjetischen Diplomatieversuche doch nicht halten, was man sich auf dem Parkett offenbar verspricht.

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