piwik no script img

Charité-Dekan räumt ein: 51 Tests mit West-Arznei

Berlin. An der Universitätsklinik Charité fanden zwischen 1985 und 1990 insgesamt 51 klinische Studien zur Prüfung von westdeutschen Arzneimitteln statt. Dafür zahlten Pharma-Firmen aus den alten Bundesländern 1,2 bis 1,5 Millionen Westmark, erklärte der Dekan der Medizinischen Fakultät, Harald Mau. In der schriftlichen Stellungnahme heißt es, die Charité habe davon „etwa 30 Prozent“ erhalten. Der Rest sei an das damalige DDR- Gesundheitsministerium gegangen. Das Geschäft habe die Berliner Import-Export-Gesellschaft vermittelt, die dem Ex-DDR-Devisenbeschaffer Alexander Schalck-Golodkowski unterstand.

'Der Spiegel‘ hatte Anfang Februar über die Testreihen in Kliniken der ehemaligen DDR berichtet, die zumeist ohne Wissen der Patienten erfolgt seien. Mau betonte, daß die Patienten über die Medikamente und ihre Nebenwirkungen „entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen aufgeklärt wurden und dieses in den Protokollen nachweislich dokumentiert“ worden sei. Alle Probanden seien versichert gewesen. Aus einem Charité-„Merkblatt für die Durchführung von honorierten klinischen Prüfungen von Arzneimitteln“ geht nicht hervor, daß die Patienten auch schriftlich einwilligen mußten

Mau wollte keine Angaben dazu machen, wieviele Patienten an den Testreihen beteiligt wurden. Nach unbestätigten Angaben zahlen große Pharma-Konzerne zwischen 1.000 und 2.000 Mark pro Patient. dpa

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen