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Den Krieg in alle Ewigkeit verhindern-betr.: Fotos auf Seite 1, taz vom 18.2.91

betr.: Fotos auf Seite 1 (lachender Bush, trauernde Witwe),

taz vom 18.2.91

Die heutige Titelseite mit den bezeichnenden Bildern des „strahlenden Kriegers“ und der trauernden Familie (die Frau leider immer noch mit US-Flagge) erinnert mich an folgenden Vers von Laotse (heute noch — und immer mehr — weltweit gelesener chinesischer Philosoph, der vor ca. 2.500 Jahren lebte) aus seinem Buch Tao-te king:

Einunddreißig

Gute Waffen sind Werkzeuge schlechter Vorzeichen./ Sie werden von allen gemieden./ Die dem Weg folgen, benutzen sie nie./ Die Weisen bevorzugen die Linke [„links“ steht als Symbol für das Gute] zu Hause,/ und bevorzugen die Rechte [„rechts“ steht als Symbol für das Schlechte] im Krieg.

Waffen sind Werkzeuge schlechter Vorzeichen./ Sie sind nicht Werkzeuge der Weisen,/ und sie werden nur benutzt wenn es keine andere Wahl gibt./ Frieden und Ruhe sind dem Herzen lieb,/ und Sieg kein Grund zur Freude./ Wer sich am Sieg erfreut, hat Gefallen am Töten;/ Wer Gefallen am Töten hat, dessen Wille wird sich in der Welt nicht durchsetzen.

Bei freudigen Anlässen wird der Linken Vorzug gegeben,/ bei traurigen Anlässen wird der Rechten Vorzug gegeben./ In der Armee steht der Feldherr zur Linken,/ der Oberbefehlshaber zur Rechten./ Dies bedeutet, daß der Krieg wie ein Begräbnis begangen wird./ Wenn viele Menschen getötet werden, sollten sie beweint und beklagt werden./ Deshalb muß ein Sieg wie ein Begräbnis werden.

In dem Buch Krieg dem Kriege aus dem Jahre 1924(!) habe ich ein Beispiel gefunden, den Krieg in alle Ewigkeiten zu verhindern: „Wer Menschen in den Krieg zwingt oder aufhetzt zu dem Massenmorden, der sei verantwortlich mit seinem ganzen Hab und Gut und mit dem eigenen Leben für das Wohl und Wehe der Soldaten! Der König, der zu seiner Fahne ruft, ergreife selbst die Fahne! So ein Soldat verarmt, so mag der König mit ihm betteln gehen! Wenn Hütten niederbrennen in den Kriegen, so mögen auch die Schlösser und Paläste aufgehn in den Flammen!

Und immer, wenn ein Menschenleben zu beklagen an der Front, so mag ein König oder ein Minister auch auf dem ,Feld der Ehre‘ ruhn fürs Vaterland!

Und je zehn Zeitungsschreiber, die zum Kriege hetzen, setzt ein als Geisel für das Leben eines Kriegers!“ Rainer Heißmann, Kierspe

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