Vandalismus verurteilt

■ Albanisches Parlament und KP sehen „finstere Kräfte“ am Werk

Belgrad (taz) — Nach den Demonstrationen wurden am Freitag in der albanischen Hauptstadt mehreren Krisensitzungen des Parlaments, der KP und der neuentstandenen Oppositionsparteien einberufen. Während das Parlament und die KP in getrennten Kominiques „finstere Kräfte“ für die Massenproteste der letzten Tage verantwortlich machten und appellierten, „feindlichen Kreisen nicht den Weg zur Macht zu ebnen“, halten sich auch die Oppositionsgruppen, die Demokratische Partei und die Republikanische Partei mit Unterstützungserklärungen für die rebellischen Studenten zurück. Die Demokratische Partei spricht in einer Erklärung davon, „mit dem Sturz des Enver-Hoxha-Denkmals“ und dem „Vandalismus“ könne die Armee „in die Geschehnisse verwickelt werden.“ Die Republikanische Partei unterstützt die Errichtung eines Präsidialsystems. Unterdessen wurden Berichte bestätigt, denen zufolge am Donnerstag abend Panzer in Tirana aufgefahren waren. „Außerdem sind Warnschüsse zu hören gewesen“, berichtete die Nachrichtenagentur 'ata‘. Einige Studenten forderten gestern, den abgebrochenen Hungerstreik wiederaufzunehmen, da sich das „politische Klima erneut verschlechtere“.

Obwohl Radio Tirana behauptete, in der Hauptstadt gingen die Menschen ganz normal zur Arbeit, berichtete die „Bergarbeitergewerkschaft“ von weiteren Bummelstreiks in den Fabriken. Obschon Staats- und Parteichef Ramiz Alia schon am Donnerstag abend davon sprach, er werde eine neue Regierung zusammenstellen, der auch Oppositionelle angehören sollten, sind der Ankündigung noch keine Taten gefolgt. Roland Hofwiler