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Auf Arafats Vermittlung gesetzt

Interne Debatte in der PLO hat erst begonnen/ Hoffnungen richten sich nun auch auf Europa  ■ Aus Tunis Petra Groll

In den Büros der palästinensischen Befreiungsorganisation PLO in Tunis herrscht CNN-real-time. Palästinenserpräsident Arafat und der Stab seiner politischen Berater lassen die TV-Geräte kaum aus den Augen. Auch während des Gesprächs mit der taz am frühen Samstag morgen verfolgte Arafat die fieberhaften Verhandlungen zwischen Sowjets und Amerikanern. Wenige Stunden vor Ablauf des US-Ultimatums räumte niemand mehr einer Verhandlungslösung Chancen ein. Als direkt betroffene Partei jedoch hatte die PLO bis zuletzt auf eine Vermeidung des Bodenkrieges und auf Gespräche gesetzt.

Die PLO gehört zu den Verlierern des Krieges. Den Amerikanern wirft Arafat Hegemonialbestrebungen vor. Buhs neue Weltordnung, so befürchtet Arafat, läßt den Arabern nur die Sklavenrolle. Deshalb seien alle Araber Verlierer. Längst vor Ausbruch der Kuwait-Krise hätten die Amerikaner ihre strategische Allianz mit Israel erneuert, wirkliches Friedensinteresse habe es nicht gegeben. Jetzt gehe es um die totale Unterwerfung des Iraks. Längst realisiert wurde im politischen Hauptquartier allerdings auch, daß die PLO sich nicht ausschließlich als Opfer israelisch-amerikanischer Verschwörung betrachten kann. „Wir haben darauf gesetzt, daß Präsident Arafat auch in diesem Konflikt vermitteln kann. Wer vermitteln will, der darf sich nicht lautstark auf die ein oder andere Seite schlagen.“ Der Arafat-Berater erbittet sich ausdrücklich Anonymität, denn die interne Debatte in der PLO hat erst begonnen. Die Verhandlungsversuche der PLO sind gescheitert. Von einer homogenen Haltung der PLO in ihren Beziehungen zum Irak kann keine Rede sein. Die PLO-interne Diskussion wird eines der großen Themen bei den Vorbereitungen der diesjährigen Sitzung des palästinensischen Exilparlaments sein. Arafat wird angesichts der tödlichen Konfrontation keinen leichten Stand haben.

Im Beraterstab des Präsidenten hat sich jedoch auch das Bewußtsein einen Platz verschafft, daß die PLO mit der Golfkrise zumindest in Europa einen unangenehmen Imageverlust zu verbuchen hat. „Vielleicht haben wir unsere Opposition zum irakischen Einmarsch in Kuwait nicht von Anfang an deutlich genug ausgesprochen“, resümiert der bereits zitierte Berater. Da es bislang aber keine Anzeichen gibt, daß zum Beispiel die EG ihre Unterstützung für eine internationale Konferenz zurücknimmt, hofft man hier in Tunis, daß die europäischen Alliierten sich dennoch ihrer eigenständigen Haltung besinnen, wann einmal kein Rauch mehr aus den Ruinen Bagdads steigt und es um die „neue Weltordnung“ geht.

Siehe auch Seite 10

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