: Die Stadt, der Müll, der Judenreflex
■ Betr.: "Finkelnburg hilft Schalck-Firma", taz vom 18.2.91
Betr.: »Finkelnbrug hlift Schalck-Firma« vom 18.2.
[...] Das Spontane ist das Charakteristische und Berechenbare einer Person; an ihm zeigt sich, wessen Geistes Kind sie ist. Auf die Frage, ob es nicht pikant sei, als CDU-Abgeordneter ausgerechnet eine ehemalige Staatsfirma der DDR (die jetzt privatkapitalistisch gewendet ist) gegen den Senat zu vertreten, reagierte Finkelnburg offensichtlich spontan. Er verbat sich die Frage: »Mit dem gleichen Argument können Sie sagen: Man vertritt keine Juden.« [...] Aber jetzt wo die DDR weg ist und die Juden schon lange weg sind, scheint es eine spontane Ehrensache zu sein, die übriggebliebenen Interessen der Juden bzw. der DDR zu vertreten. Der Unterschied ist nur: Die DDR gehört jetzt uns, mithin vertreten wir bei der Reste-Bewältigung unsere Interessen. Oder ist da gar kein Unterschied? Die Rede von den Juden, wie zum Beispiel Herr Finkelnburg sie führt, gehört erst recht zu uns, als spontane rhetorische Negation, wohl fundiert in der praktischen Negation damals. Ist der Feind erledigt, wird er verteidigt — oder das, was von ihm übrig ist. Umgekehrt wäre es besser: Menschen und ihre Interessen zu verteidigen, damit sie nicht erledigt werden. Also humane Orientierung statt Leichenfledderei in Deutschland. Hermann Pfütze, 1/38.
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